Maria, Philipp Neri und Elisabeth geben den Ton an
Drei neue Glocken für Leipzig-Lindenau
Drei neue Bronzeglocken für die Liebfrauen-Kirche der katholischen Pfarrei in Leipzig-Lindenau weiht Bischof Joachim Reinelt am Sonntag, dem 19. November, im Rahmen einer Heiligen Messe.
Leipzig, 13.11.2006 (KPI): Drei neue Bronzeglocken für die Liebfrauen-Kirche der katholischen Pfarrei in Leipzig-Lindenau (Karl-Heine-Str. 112) weiht Bischof Joachim Reinelt am Sonntag, dem 19. November, im Rahmen einer Heiligen Messe. Beginn ist um 10 Uhr. Die neuen Glocken waren notwendig geworden, da die sieben Glocken aus Eisenhartguss, die derzeit im Kirchturm hängen, stark beschädigt sind, ebenso der Glockenstuhl. Von den vorhandenen sieben Glocken können aktuell nur noch drei geläutet werden, die restlichen vier sind seit einigen Jahren stillgelegt. Eine Renovierung der alten Anlage und der Glocken wäre zu kostenaufwendig gewesen, und so entschied sich die Pfarrei für eine Neuanschaffung von drei Bronzeglocken.
Die drei neuen Glocken sind als Nachfolger der drei Eisenhartgussglocken nach deren Namenspatronen benannt: Maria (Glockenspruch: „Heilige Maria, Mutter Jesu und Beschützerin der Kirche. – Mir geschehe nach Deinem Wort.“ Ton: e�- 1200 kg), Philipp Neri („Heiliger Philipp Neri, Apostel der Freude. – Jesus sei mir Jesus.“ Ton: g�- 750 kg) und Elisabeth („Heilige Elisabeth, Helferin der Armen. – Wo Güte und Liebe, da ist Gott.“ Ton: a�- 620 kg). Der Heilige Philipp Neri ist für die Pfarrei Liebfrauen von Bedeutung, da dieser Heilige im 16. Jahrhundert in Rom die Gemeinschaft der „Oratorianer“ gründete. Seit 1930 betreuen Oratorianer die Pfarrei Liebfrauen in Leipzig-Lindenau seelsorgerlich.
Hintergrundinformationen
Geschichte der Glocken der Liebfrauenkirche
Den Grundstein für die Liebfrauenkirche legte Bischof Aloys Schäfer im Mai 1907. Noch vor der Weihe des Gotteshauses im September 1908 wurden am 7. Juli 1908 drei Bronzeglocken der Firma Franz Schilling/Apolda durch Bischof Schäfer geweiht. Die Stimmung der Glocken war e – g – a, das Gewicht 1064 kg, 629 kg und 428 kg. Namenspatrone waren die heilige Maria Immaculata (groß), der heilige Benno (mittel) und der heilige Karl Borromäus (klein). Im ersten Weltkrieg mussten 1917 zwei Glocken zur Metallgewinnung abgeliefert werden. Am 11. Juli 1917 war um 19 Uhr das Abschiedsgeläut.
Nach der Inflation konnten wieder drei Bronzeglocken angeschafft werden. Der Guss geschah wiederum bei der Firma Schilling. Bischof Christian Schreiber weihte die Glocken im Juli 1924. Die Stimmung der Glocken war c – e – g, dazu die bisherige a. Das Gewicht der drei neuen Glocken war: 2389, 1123, 673 kg. Die Namen waren: Heiligstes Herz Jesu (groß), Heilige Maria und Heiliger Joseph.
Diese drei großen Glocken mussten wiederum zur Metallgewinnung im 2. Weltkrieg abgeliefert werden. Sie wurden in der zweiten Dezemberwoche 1941 im Turm zerschlagen, die Stücke in den Hof geworfen.
Am 30. März 1957 weihte Bischof Otto Spülbeck sieben neue Glocken aus Stahl-Hartguß, hergestellt bei der Firma Schilling. Das erste Geläut war in der Osternacht 1957. Die verbliebene Bronzeglocke wurde in Zahlung gegeben. Die Stimmung der Glocken war: e� 1550 kg, g� 920 kg, a� 690 kg, h� 430 kg, d�� 250 kg, e�� 180 kg und g�� 100 kg. Die Namen der Glocken sind: Heilige Maria, Heiliger Philipp Neri, Heilige Elisabeth, Heiliger Bonifatius, Heiliger Laurentius, Heiliger Tarcisius und Heilige Agnes.
PfLf/MB
Sachinformation „Glocke“
Glocken gab es zunächst nur in den Klöstern, wo sie die einzelnen Gebetszeiten anläuten. Sie sind seit dem 6. Jahrhundert bekannt. Das Glockengeläut wird durch die Läuteordnung festgelegt. Darin drückt sich die Hauptaufgabe von Kirchenglocken aus: die Menschen zum Gottesdienst, zur Begleitung der Toten zum Begräbnis oder zum persönlichen Gebet aufzurufen. So werden Kirchenglocken regelmäßig vor den Gottesdiensten geläutet. Sehr oft läuten sie morgens, mittags und abends zum Angelusgebet (auch Angelusläuten genannt; lat: angelus = Engel), das in Klöstern und früher vielfach in ländlichen Regionen die Tageseinteilung bestimmte.
Die sorgfältig aufeinander abgestimmten Glocken bezeugen Dankbarkeit und Freude bei Prozessionen und Empfängen. Beim Tod oder Begräbnis eines Menschen läutet die dunkle Totenglocke. Den Kirchenglocken schrieb man früher zudem verschiedene Schutzwirkungen zu, unter anderem den Schutz vor Unwetter. Die Glocken erhalten eine eigene Weihe, die durch Gebet und Salbung die Glocken in den Dienst der Kirche nimmt.
Kirchenglocken werden zumeist aus so genannter Glockenbronze hergestellt und sind oft variantenreich verziert. Seit dem 19. Jahrhundert werden Glocken auch aus Stahl, Eisen und so genannter Sonderbronze hergestellt, da viele der vorhandenen Bronzeglocken für Kriegszwecke eingeschmolzen werden mussten.
Die Funktionen der Kirchenglocken drücken sich sehr knapp in einer früher häufigeren Glockenumschrift aus: Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango - die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, Blitze breche ich.
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