Freuden und Sorgen in den Linksdiktaturen Südamerikas

Geras Dekan Klaus Schreiter schildert seine Eindrücke einer Reise nach Venezuela und Kuba

Ein Kubaner und Dekan Schreiter.

Mit kubanischer Zigarre stellt sich Geras Dekan Klaus Schreiter (rechts) zum Foto mit einem Einheimischen auf.


Venezuela liegt im Streit mit Kolumbien, Fiedel Castros Gesundheit bessert sich und die Hoffnung auf Lockerung der Lebensumstände in Kuba schwinden. Der Sommer in Südamerika ist heißer als sonst. Der Grund meiner Reise mit meinem Freund Franz Pitzal waren zwei Einladungen. In Caracas in Venezuela besuchten wir die katholische Gemeinde und in Kuba waren wir von Bischof Wilfrido in Guantanamo und Pater Josef Bocktenk in Pinar del Rio eingeladen.

Wir sind keine Missionare, aber wir wollen wissen, wie die Menschen dort leben, und wie es den Christen und der Kirche geht.

Venezuela:
Caracas war unser erstes Ziel. Die Stadt liegt auf ca. 1000 m Höhe. Das Bergmassiv Avila mit einer Höhe von 2800 m trennt die Stadt vom Atlantik. Es ist eine moderne Stadt mit 7 Mio. Einwohnern, die sich bis hoch in die Berge angesiedelt haben. In den Bergen sind die Favelas immer von Bergrutschen bedroht. Die Häuser des Mittelstandes und der Wohlhabenden sind mit hohen Zäunen und Elektrodraht gesichert. Die Kriminalität ist hoch. Als wir dort waren, wurde ein Bericht über die Anzahl der wöchentlich Ermordeten, 30 - 60 Kinder und Erwachsene, veröffentlicht. Weitere Berichte darüber wurden von der Regierung sofort verboten.

Die katholischen Gemeinden sind relativ klein und treffen sich in den wenigen Kirchen und oft in Privathäusern. Die Wege sind schwer zu bewältigen, aber der Glaube ist tief verwurzelt. Besonders die europäischen Ausländer klagen, dass es weniger Rechtssicherheit gibt, Ländereien werden enteignet, Betriebe verstaatlicht. Das große Vorbild für den Präsidenten Chavez ist Kuba mit dem Kommunismus.

Geldgeschäfte mit dem Ausland betreibt nur noch der Staat. Unsere Euro durften wir für den halben Wert tauschen oder wir konnten auf den Schwarzmarkt gehen. Die kirchlichen Gemeinden stehen sich auch in den Favelas finanziell gut, weil sie solidarisch sind und im Land durch das Erdöl ein relativer Reichtum vorhanden ist. Aber wenn die Entwicklung so weiter geht, werden wir auch finanziell bedürftig werden, sagte uns eine Ordensschwester.

 

Cuba:
Im Flugzeug sahen wir die Touristen mit ihren Armbändchen „all inclusive" und dem damit verbundenen Anrecht im Hotel und am Strand versorgt zu werden. In der Stadt und auf dem Land war keine Spur mehr von ihnen zu finden. Wir nutzten die öffentlichen Verkehrsmittel. Sie sind sehr preiswert, aber mit endlosen und zufälligen Wartezeiten verbunden. Mehr als einen Tag brauchten wir zusätzlich, um von Caracas nach Havanna zu kommen. Flüge im Land waren Glückssache, trotz Ticket und Check in. So haben wir weniger Besuche gemacht, als geplant, aber genug gesehen. Ich fühlte mich bei den lebenslustigen Menschen 20 und mehr Jahre zurückversetzt. Wir trafen deutschsprachige Kubaner, die von der Zeit in der DDR erzählten und nach ihren Verwandten in Deutschland fragten, und englisch sprechende Kubaner, die auf die Ausreise warten. Die Christen dürfen wieder in die Kirchen gehen. Es gibt Zugeständnisse der Regierung mit viel Gesprächsaufwand. Wird es so bleiben?

Wir wollten Bananen kaufen, das ging mit unserem Geld CUC nicht, denn Bananen sind ein Grundnahrungsmittel und werden nur für Pesos verkauft, die wir nicht haben durften - also Schwarzmarkt! Der ist unendlich leistungsfähig. Ohne Schwarzmarkt wäre die Bevölkerung schwer geteilt: auf der einen Seite die, die grundernährt werden mit Marken und Pesos. Und auf der anderen Seite die reicheren mit Grundnahrungsmitteln und der Dollarwährung CUC. Das Volk ist solidarisch, und so geht vieles. Auch wir haben Möglichkeiten gefunden, um helfen zu können. Es sind die Kinder, die neben der Liebe der Eltern besondere Hilfe brauchen.

Gera, im September 2010

Dekan Klaus Schreiter



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