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Bistum Dresden Meissen
24. Mai 2022

Katholikentage werden Austrittswelle überstehen

Prof. Dr. Hans Maier über die Zukunft des Christentums in Deutschland und Europa

Dresden. Anlässlich des in dieser Woche beginnenden Katholikentags in Stuttgart veröffentlicht der Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen ein Interview mit dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Hans Maier. Vor dem Hintergrund der steigenden Kirchenaustrittszahlen in Deutschland und der Schwäche christlich-demokratischer Parteien in vielen europäischen Ländern spricht Maier über die prägende Kraft des Christentums in Europa und über die Zukunft des Katholikentags. Der Politikwissenschaftler war von 1976 bis 1988 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. 

Katholikentage haben nach wie vor ein starkes Fundament

Trotz der bleibend hohen Zahl an Kirchenaustritten in der Bundesrepublik hat der Katholikentag Maier zufolge nach wie vor ein starkes Fundament. Der Katholikentag sei aus dem Laienkatholizismus entstanden und habe lange Zeit ohne Beteiligung der Amtskirche stattgefunden. Diese „starke Tendenz eines Laienkatholizismus“ sei bis heute geblieben, so Maier, und werde auch „diesen Rückgang und diese Austrittswelle überstehen“.  Eine Weiterentwicklung in Richtung eines europäischen Katholikentags sei als Ziel „aufs Innigste zu wünschen“, sagte der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. In Bezug auf eine Verwirklichung dieses Ziels in naher Zukunft gab er sich hingegen zurückhaltend: Zum einen gebe es in einigen Ländern Europas wie Frankreich oder Italien kein vergleichbares Format, an das man anknüpfen könnte; zum anderen setze sich hierzulande, so Maier, auch „die deutsche Psyche durch mit ihrer Neigung zur Geschlossenheit und zur Gemeinsamkeit“.

Christliche Werte wirken trotz Kirchenkrise weiter

Dem Politikwissenschaftler zufolge übt das Christentum heute noch eine prägende Kraft auf Politik und Gesellschaft aus. Wir lebten heute nicht in einer irreligiösen Gesellschaft, sagte er, sondern in einer „nachreligiösen“ Gesellschaft: „Die christlichen Werte leben weiter, auch wenn ihre Herkunft und gewissermaßen ihr theologisches Gewicht nicht mehr deutlich spürbar ist.“ Zugleich gewinne das Thema „Religion“ weltweit wieder an Bedeutung. „Die Religion kehrt zurück“, betonte Maier. Dazu gehöre allerdings auch die Entstehung neuer Gottesstaaten und die Zunahme religiös motivierter Gewalt. Vor diesem Hintergrund, so der Politikwissenschaftler, „können wir in Europa froh sein, dass ein gewisser Säkularismus diese Bewegung zum neuen Gottesstaat aufhält“. Hierfür sei auch das Christentum verantwortlich, das mit der Trennung von weltlicher und göttlicher Macht in seiner Zwei-Reiche-Lehre ein Fundament für die Demokratie gelegt habe.

Die gesamte Podcast-Folge können Sie hier hören: https://lebendig-akademisch.podigee.io/180-das-christentum-in-europa

Alle Folgen des Podcast finden Sie unter: https://lebendig-akademisch.podigee.io

Der Podcast „Mit Herz und Haltung“

Im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen nehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Expertinnen und Experten verschiedener Fachdisziplinen Stellung zu den wissenschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Fragestellungen. Neue Folgen erscheinen in regelmäßigen Abständen auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts, YouTube sowie auf den Websites der Akademie (www.lebendig-akademisch.de) und des Bistums (www.bistum-dresden-meissen.de).