
Bischof Pickel mit der 91-jährigen Beate Stöcklein (links).
Eine 91-jährige katholische Frau aus Südrussland hat am vergangenen Wochenende Besuch von einem Priester bekommen - Bischof Clemens Pickel. Es war die erste Begegnung mit einem katholischen Geistlichen seit 79 Jahren.
Pensa (Südrussland), 28.07.08: Beate Stöcklein, geboren 1917 in Gattung (Wolga, nahe Marx in Südrussland) und katholisch, erhielt am vergangenen Wochenende zum ersten Mal seit 79 Jahren wieder Besuch eines katholischen Geistlichen. Mit 12 Jahren war sie zum letzten Mal zur Beichte und zur Kommunion gegangen. Dann wurde sie Zeugin der Erschießung ihres Paters, der wahrscheinlich im Jahr 1929 vor den Augen der versammelten Pfarrgemeinde auf einen Baum klettern mußte und "runtergeschossen" wurde. Seither hatte sie keinen katholischen Priester mehr zu Gesicht bekommen.
Umso größer die Freude, als ihr Clemens Pickel - gebürtig aus Colditz bei Grimma und heute Bischof in Südrussland - am vergangenen Samstag, 26. Juli, einen Besuch abstattete. Der Bischof aus Saratow hatte sich gerade in der katholischen Gemeinde der 600.000 Einwohner zählenden Gebietshauptstadt Pensa aufgehalten. Kurzentschlossen schaute er bei der Familie am Stadtrand vorbei. Hier wird die 91-jährige von ihren sechs Kindern versorgt. Ihr Mann und ein Sohn sind bereits verstorben.
Fast acht Jahrzehnte hatte Beate Stöcklein keinen Kontakt mehr zu einem Priester gehabt. Nichtsdestotrotz hielt sie treu an ihrem Glauben fest: bis heute betet die 91-jährige aus alten, bis zur Unleserlichkeit abgegriffenen deutschsprachigen Gebetbüchern.
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