Bischof Joachim Reinelt
Dresden, 14.01.10: Bischof Joachim Reinelt hat gemeinsam mit Jochen Bohl, Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, Friedbert Fröhlich, Superintendent und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen im Freistaat Sachsen und Dr. Salomon Almekias-Siegl, Landesrabbiner von Sachsen sowie mehr als dreißig TheologInnen, ProfessorInnen und PolitikerInnen aus Sachsen und dem Bundesgebiet zum „Gebet für Frieden und Menschenwürde" und „sicht- und hörbaren Widerstand gegen extrem rechte Aufmärsche" aufgerufen.
Mit einem Aufruf zu einem Friedensgebet für „alle Menschen guten Willens" unter dem Motto „Am 13. Februar 2010 in Dresden - Erinnern und Handeln" haben sich die vier leitenden Geistlichen sowie unter anderem die RBB-Intendantin Dagmar Reim, der Präsident der Akademie der Künste Klaus Staeck oder Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) an die Öffentlichkeit gewandt.
In dem Aufruf heißt es u.a.: „Wir beten für Frieden und Menschenwürde, für gleiche Rechte aller Menschen ohne Ansehen der Religion, der Nationalität, der Hautfarbe, des Geschlechts und des Standes, für Stärkung gesellschaftlichen Engagements gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt. ... Wir halten öffentlich sicht- und hörbaren Widerstand gegen extrem rechte Dominanzbestrebungen und Aufmärsche für unverzichtbar, um deutlich zu machen, dass diese gesellschaftlich zu ächten sind."
Veranstaltungen zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens vor 65 Jahren:
Samstag, 13. Februar:
18.00 Uhr: Eucharistiefeier in der Kathedrale
19.00 Uhr: Gedenkveranstaltung vor der Frauenkirche
20.30 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst in der Kreuzkirche
Die Oberbürgermeisterin ruft alle Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt auf, in würdiger Weise der Opfer des Nationalsozialismus und des Zeiten Weltkrieges, der von Deutschland ausging, zu gedenken. Gleichzeitig soll eindeutliches Signal gegen den zu erwartenden rechtsextremen Aufmarsch gesetzt werden. Die Oberbürgermeisterin bittet alle Bürgerinnenund Bürger, sich in eine Menschenkette unter dem Motto „Erinnern und Handeln für mein Dresden" einzureihen. Die Menschenkette soll die Dresdner Innenstadt, die am 13. Februar traditionell ein Ort des Erinnerns und Mahnens ist, wie ein symbolischer Wall umschließen und damit vor dem Eindringen Rechtsextremer schützen.
Zur Gedenkveranstaltung vor der Frauenkirche: 19.00 Uhr: Gedenkveranstaltung vor der Frauenkirche „13. Februar 2010: wahrhaft erinnern - versöhnt leben": Gedenkrede: Gerhard Baum, Bundesminister a.D.; Rudolf Mauersberger: „Wie liegt die Stadt so wüst", Kammerchor der Frauenkirche.
Weitere Hinweise: 22.00 Uhr: Nacht der Stille in der Frauenkirche - „Wachet und Betet für den Frieden in der Welt"
DER AUFRUF IM WORTLAUT:
Am 13. Februar 2010 in Dresden - Erinnern und Handeln
Aufruf zum Friedensgebet für alle Menschen guten Willens
Wir laden alle Menschen ein, sich am 13. Februar 2010 unter dem Motto
13. Februar 2010 - Erinnern und Handeln an der Menschenkette Dresdner Bürgerinnen und Bürger und dem hinführenden Friedensgebet an verschiedenen Stationen der Erinnerung zu beteiligen.
Wir beten für Frieden und Menschenwürde, für gleiche Rechte aller Menschen ohne Ansehen der Religion, der Nationalität, der Hautfarbe, des Geschlechts und des Standes, für Stärkung gesellschaftlichen Engagements gegen Menschenfeindlichkeit und Gewalt.
Wir wollen mit unseren Gebeten und Posaunen gehört und gesehen werden von denen, die den Gedenktag missbrauchen, um ihre rechtsextremistische Gesinnung zu demonstrieren.
Wir halten öffentlich sicht- und hörbaren Widerstand gegen extrem rechte Dominanzbestrebungen und Aufmärsche für unverzichtbar, um deutlich zu machen, dass diese gesellschaftlich zu ächten sind.
Rechtsextremismus in Dresden und anderswo ist unvereinbar mit demokratischen Werten, die für viele von uns in unseren jeweiligen religiösen Überzeugungen wurzeln.
Denn wieder mobilisieren zum 13. Februar 2010 - dem Jahrestag der Bombardierung Dresdens - Rechtsextremisten aus ganz Europa zu einem Aufmarsch in Dresden. Dieser hat sich in den vergangenen zehn Jahren zum größten europäischen Treffen der Alt- und Neonazis entwickelt.
Der Aufmarsch steht in den Traditionslinien des historischen Nationalsozialismus. Die Gleichsetzung der Opfer der Luftangriffe auf Dresden mit den Ermordeten in den Konzentrations- und Vernichtungslagern soll den Holocaust verharmlosen. Damit wird der Vernichtungscharakter der deutschen Kriegsführung im 2. Weltkrieg verschwiegen und die Fragen nach Schuld und Verantwortung werden verdreht. Das Ziel der Alliierten war die Befreiung Europas und Deutschlands vom Nationalsozialismus. Die Bombardierung Dresdens steht damit im Zusammenhang mit der Beendigung dieses mörderischen Regimes. Diese Sicht schließt auch die Trauer um die Toten dieses Bombenangriffs auf Dresden ein.
Wir wollen deutschlandweit diejenigen Religionsgemeinschaften und gesellschaftlichen Gruppen, die Kirch- und Pfarrgemeinden und alle Engagierten in Dörfern und Städten stärken, die für eine demokratische Kultur einstehen und sich immer wieder beherzt dem Rechtsextremismus in den Weg stellen.
Deshalb werden wir als breites Bündnis - in der Tradition der Friedensgebete der Kirchen in der DDR - am 13. Februar 2010 bei dem zur Menschenkette hinführenden Friedensgebet mit allen Menschen guten Willens
„Erinnern und Handeln in Dresden".