Eingehüllt in Jesus
Einkleidung einer jungen Schwester im Klarissenkloster Bautzen am 5. Juni
Äbtissin M. Clara Faltermaier überreicht der neuen Novizin eine brennende Kerze.
Nicht nur für die junge Dresdnerin Johanna Adler und für die Bautzner Klarissen, die sie als achte im Bunde bei sich aufnehmen, war die feierliche Einkleidung am zweiten Pfingstfeiertag, 5. Juni, ein bewegendes Ereignis. Viele Festgäste hatten nie zuvor die Einkleidung einer Ordensschwester miterlebt und ließen sich beeindrucken von den starken Zeichen und Symbolen der knapp einstündigen liturgischen Feier.
Mit schlichten Worten führte Äbtissin Maria Clara Faltermaier in die liturgischen Handlungen ein. Die heilige Klara von Assisi, auf die der Orden zurückgeht, hatte im 13. Jahrhundert als erste Frau eine Ordensregel verfasst. Unter anderem ist dort festgehalten, wie die Aufnahme neuer Schwestern in den Klöstern vonstatten gehen soll. Erstaunlich demokratisch im übrigen: Die Äbtissin soll zuvor die mehrheitliche Zustimmung ihrer Schwestern zu der Aufnahme einholen, legte die Ordensmutter fest.
Zu den eindrücklichsten Zeichen der Feier gehörte das feierliche Abschneiden der Haare. Der Überlieferung nach soll Franz von Assisi der heiligen Klara die Haare abgeschnitten und damit den Beginn ihres neuen Weges mit Gott markiert haben. Bei Johanna Adler vollzog die Äbtissin dieses Ritual, nicht nur in angedeuteter Form wie in den vergangenen Jahrzehnten oftmals üblich, sondern so radikal wie beim großen Vorbild. Die Novizin hatte sich das ausdrücklich gewünscht. Mit strahlendem Gesicht sah sie zu, wie ihr dickes Haar, das weit den Rücken hinunter reichte, auf Kinnlänge zurückgestutzt wurde. Zusammen mit ihrem Haarschmuck legte sie das Haar auf einem silbernen Tablett vor den Altar.
Für die junge Frau aus der Pfarrei St. Petrus in Dresden-Strehlen ging mit dem Klostereintritt ein Lebenstraum in Erfüllung. Schon als Siebenjährige, als sie in Naundorf Schönstatt-Schwestern erlebte, hatte sie sich zum Ordensleben hingezogen gefühlt. Seit sie als Erstkommunionkind erstmals die Klarissen in Bautzen besuchte, schlug ihr Herz für dieses Kloster. Mit dreizehn Jahren bat sie erstmals um Aufnahme, mit fünfzehn Jahren wieder. Jedesmal musste Äbtissin Klara sie wegschicken, da sie viel zu jung war und noch keine abgeschlossene Berufsausbildung hatte. Im Treffpunkt St. Klara traf sie sich unterdessen regelmäßig mit der Äbtissin und mit anderen Mädchen und jungen Frauen, die darüber nachdenken wollten, zu was Gott sie beruft.
Auch wenn Johanna Adler noch keinen Beruf hat, haben die Klarissen sie vor einem Jahr aufgenommen. „Wir konnten sie einfach nicht noch länger warten lassen“, sagt die Äbtissin. Immerhin hatte Johanna das Abitur in der Tasche und als Erstsemester-Studentin in Theologie unter Beweis gestellt, dass sie das Alltagsleben durchaus auch alleine meistern kann. Als Jüngste von sechs Kindern hatte sie zuvor bei ihren Eltern in der Nähe von Dresden gewohnt.
„Das Leben der Klarissen, in Armut allein für Gott, kann bei Außenstehenden einen Schock auslösen“, sagte der neue Dresdner Bistumsjugendpfarrer Martin Kochalski in seiner Ansprache. Ein solcher Schock könne zum Nachdenken anregen, er könne daran erinnern, dass der Mensch nicht allein dazu berufen sei, etwas zu leisten und das Geleistete zu sichern. Die Berufung der Klarissen sei es, in Einfachheit und Vollkommenheit Gottes Liebe zu leben. „Der Weg, den du einschlägst, ist kein leichter“, sagte er der neuen Novizin, „du musst den Schock der eigenen Armut, Nacktheit und Unvollkommenheit aushalten – aber: du wirst eingehüllt sein in Jesus.“
Johanna Adler hat den Ordensnamen "Maria Serafina vom Kreuz" angenommen.
Fotos und Text: Dorothee Wanzek, "Tag des Herrn"