„Nimm Dir Zeit“
Menschen mit Behinderung pilgerten zur Wallfahrt nach Rosenthal
Ralbitz-Rosenthal. „Zeit ist zum Verschenken da. Wir können sie Mitmenschen und auch Gott schenken.“ Das sagte Pater Dr. Johannes Müller im Wallfahrtsgottesdienst für behinderte Menschen am Mittwoch, 13. September, in Rosenthal. Der Zisterziensermönch feierte ihn mit Menschen, die in Einrichtungen des Christlichen Sozialwerkes in Schmeckwitz, Bautzen und Kamenz sowie jenen aus dem Kloster St. Marienstern (Panschwitz-Kuckau) betreut werden. Er grüßte alle von Bischof Heinrich Timmerevers aus Dresden, den er am Tag davor getroffen hatte. Der ganze Tag stand unter dem Motto „Nimm Dir Zeit“.
Am Anfang des Gottesdienstes sagte der Pater den Anwesenden in der voll besetzten Kirche: „Jetzt ist Zeit, um auf Gottes Wort zu hören und zu beten.“ Und auch bei bei der Verkündigung des Wortes Gottes spielte das Thema eine Rolle, vor allem in der Lesung aus dem Buch Kohelet, in der gesagt wird, dass alles seine Zeit hat. Davor hatten Schüler des Bautzener Caritas-Schulzentrums drei kurze Beispiele vorgetragen, in denen es darum ging, warum jemand keine Zeit für andere hat.
Als Einstieg in die Predigt brachten Vertreter der einzelnen Einrichtungen Holzteile nach vorn, die dann in eine große Uhr eingesetzt wurden. Auf denen stand, wofür sich Menschen Zeit nehmen, zum Beispiel zum Beten, zum Danken, zum Träumen, zum Reden und Zuhören, aber auch mal zum Nichtstun. Daran knüpfte Pater Johannes an und erläuterte, dass in Deutschland nichts ohne Uhren gehe, dass aber in verschiedenen Gegenden Menschen mit der Zeit anders umgehen und sich nicht ganz genau verabreden. Und dann verwies er darauf, dass Menschen ihre Zeit anderen verschenken sollen.
Zum Wallfahrtsgottesdienst ist auch Gemeindereferentin Jadwiga Günther aus Dresden gekommen. Seit Anfang des Jahres ist sie die Beauftragte für die Seelsorge für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung im Bistum Dresden-Meißen. Sie weist darauf hin: „Menschen mit Behinderung sind wie alle anderen Menschen. Sie sind auch religiös und suchen nach Gott und wollen ihn finden. Deswegen denke ich, dass solch eine Wallfahrt eine Form ist, diesem Bedürfnis nachzugehen. Sie wollen auch mit anderen zusammenzukommen, zusammen singen, zusammen beten, Freude haben und Freunde treffen, also Gemeinschaft erleben wie alle anderen Menschen.“ Und diese Freude zeigten die Gottesdienstteilnehmer auch offen: Nach jedem Lied, dass sie selbst mitgesungen haben, applaudierten sie ganz ungezwungen.
Nach dem Gottesdienst begaben sich alle ins Wohnheim St. Johannes in Schmeckwitz, das zudem für die Vorbereitung der diesjährigen Wallfahrt zuständig war. Eine nicht kleine Gruppe ging wie schon auf dem Hinweg zu Fuß, andere wurden mit Fahrzeugen dorthin gefahren. Nach dem Mittagessen erwartete sie ein buntes Programm, zu der auch eine Kakadu-Show gehörte. Gemeindereferentin Jadwiga Günther feierte mit allen zum Abschluss eine Andacht.
Text/Fotos: Rafael Ledschbor / Katolski Posol