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Bistum Dresden Meissen
03. Februar 2023

Projekt „Brücke zwischen Gefängnis und Gemeinde“ vorgestellt

Erfurter Priesterseminaristen informierten sich über Dresdner Gemeindeprojekt

Dresden. Im Rahmen eines mehrtägigen Besuchsprogramms von Gästen aus dem Priesterseminar Erfurt in der Pfarrei St. Martin in Dresden wurde ihnen am 14. Januar auch das in die Pfarrei integrierte Projekt „Brücke zwischen Gefängnis und Gemeinde“ vorgestellt. 

Die Brücke ist ein Gemeinschaftsprojekt von Gefängnisseelsorge, der Pfarrei St. Martin und dem SET-FREE e.V. Ehrenamtliche Mitarbeiter haben eine „Doppelmitgliedschaft“. Sie sind sowohl Ehrenamtliche der Seelsorge als auch des Vereins SET-FREE. Die Brücke beinhaltet folgende Elemente:

  • Zwei ehrenamtliche Seelsorger aus der Pfarrei, die monatlich einen Gottesdienst in der JVA mit den Inhaftierten feiern
  • Fürbitten, die Gefangene in den Gottesdiensten aufschreiben und für die dann in der Gemeinde gebetet wird; in der Adventszeit gab es ein „Fürbittenwichteln“, d. h. Gefangene haben auch für Anliegen von Gemeindemitgliedern gebetet
  • Ehrenamtliche, die einen Gefangenenchor leiten, der alle Gottesdienste in der JVA (katholisch und evangelisch) mitgestaltet
  • Ehrenamtliche, die einzelne Inhaftierte in der JVA begleiten und sich dann auch im Übergangsmanagement und in der Nachsorge engagieren
  • Freiraum-Begegnungstage als fester Bestandteil der Pfarrei, die alle 2 Monate stattfinden und einen gemeindlichen Raum anbieten für gelockerte Inhaftierte, Haftentlassene, deren Bezugspersonen, Ehrenamtliche und interessierte Gemeindemitglieder
  • Einzelne Initiativen, die von den Ehrenamtlichen mit unterstützt werden, wie bspw. die Weihnachtsaktion in der JVA, bei der jeder Inhaftierte ein kleines Weihnachtspäckchen bekommt

Frau Sorek und Herr Nitsche, die beiden ehrenamtlichen Seelsorger, beschrieben die Tiefe der Gottesdienste, vor allem den Moment, wenn es die Möglichkeit gibt, Teelichter für die eigenen Gebetsanliegen vor einer Christusikone anzuzünden, wie Einzelne sich hinknien und vor der Ikone verharren und es ganz still wird, bis alle ihre Anliegen vorgebracht haben. Sie berichteten vom Chor als „Kerngemeinde“, der aktiv den Gottesdienst mitgestaltet. Wie Einzelne sich einbringen beim Vortragen der Lesung und der Fürbitten, und wie sich die Teilnehmer des Chors mitverantwortlich für den Gottesdienst fühlen. Für die Teilnehmer wurde erfahrbar, wie das Gefängnis für die Menschen, die sich dort engagieren, zu einem Ort eigener existentieller Christusbegegnung wird. 

Frau Lang machte deutlich, wie wichtig für diese Brücke ein Zusammenwirken von professioneller Seelsorge, Ehrenamtlichen und Betroffenen ist, und wie in dieser Kooperation mit Gemeinde und dem Verein diese Kompetenzen eingebracht werden. „Es braucht keine `Kirche für die Armen´, sondern eine `Kirche der Armen´“, so Lang. Sie spricht davon, dass die „Levis und Magdalenas von heute“ aus dem Knast und aus der Szene kommen, und wie manche von ihnen sich im Gefängnis für andere Inhaftierte engagieren und sich so bei ihnen ein Stück Berufung entfalten kann.

Aber sie beschreibt auch die Not, dass es in Freiheit für sie dann oft keine Orte gibt, wo in gleicher Weise diese Berufung weiterwachsen könnte. Aus diesem Grund hat die Gruppe in der Pfarrei mit den sogenannten Freiraum Treffen begonnen. Hier können Ehemalige einfach dazu kommen, sie können Verantwortung übernehmen, man spricht ihre Sprache und sie sind herzlich willkommen. Die Treffen enden mit einer gemeinsamen Wortgottesfeier oder einer Taizéandacht im Rahmen der „Liturgie der feiernden Gemeinde“. Die Gruppe berichtete davon, wie die Offenheit der Betroffenen ansteckt und sich so manches Gemeindemitglied inzwischen ebenfalls sehr persönlich einbringt. So wirkt die Brücke auch wieder befruchtend in die Gemeinde zurück. 

Die Besucher unter der Leitung von Subregens Egon Bierschenk zeigten sich vom Engagement der Teilnehmerinnen  und Teilnehmer beeindruckt, bedankten sich für die Lebendigkeit und die spürbare positive Ausstrahlung. Als Dankeschön wurde jedem eine handgefertigte Schokolade aus Erfurt überreicht. 

(al)