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Bistum Dresden Meissen
Ein Bild aus besseren Tagen: Die Bautzener Klarissenschwestern vor längerer Zeit auf einem gemeinsamen Foto. © privat
25. Juli 2024

Bautzener Ordensfrauen auf neuen Wegen

Klarissen geben Kloster in Bautzen auf. Für die Schwestern wurden mehrere Lösungen gefunden.

Bautzen. Die Klarissen von der Ewigen Anbetung verlassen nach fast einhundert Jahren Bautzen. Das haben die Ordensschwestern nach intensiven Beratungen bekanntgegeben. Vorausgegangen waren monatelange Bemühungen auf der Suche nach guten Lösungen für das Kloster und seine aktuell acht Nonnen. Bereits zum Jahresende 2023 hatte der Konvent das „Zerbrechen“ der bisherigen Gemeinschaft öffentlich bekanntgemacht. Grund dafür seien eine „schleichend gewachsene Krise“ und „unlösbare Konflikte“ gewesen, die sich nicht beilegen ließen. In der bisherigen Konstellation wurde „keine gemeinsame Zukunft“ mehr gesehen. Nun ist klar, zwei Gruppen der Gemeinschaft werden getrennte Wege gehen. Für zwei Ordensfrauen wurden individuelle Lösungen gefunden.

Eine Gruppe von drei Schwestern hatte bereits seit Herbst 2022 getrennt von der Bautzener Gemeinschaft gelebt. Im Herbst 2023 kehrten die drei für wenige Wochen in ihren Heimatkonvent zurück, um im November das Kloster erneut zu verlassen. Seither sind sie im Kloster der Nazarethschwestern in Goppeln untergebracht und dort mit einer endgültigen Entscheidung über ihre Zukunftsperspektiven befasst.

Von den zuletzt noch im Bautzener Kloster lebenden fünf Nonnen werden drei gemeinsam ins Klarissenkloster nach Dingolfing wechseln. Eine Schwester erwägt ein Leben im Ursprungskloster des Ordens im französischen Troyes. Eine junge Ordensschwester lässt ihre zeitliche Profess – das Gelübde zur Bindung an die Ordensgemeinschaft – auslaufen und beginnt anschließend eine Ausbildung.

Weitere Nutzung des Klostergebäudes wird geprüft

Nach dem Ende der Amtszeit der letzten Äbtissin Schwester Clara am 10. Dezember 2023 wurde Zisterzienserpater Dr. Johannes Müller seitens der zuständigen Behörde des Vatikans als Päpstlicher Kommissar mit der Begleitung des Bautzener Klosters und seiner Ordensfrauen beauftragt. Unterstützung erhält er dabei von der langjährigen Ordinariatsrätin Barbara Köhler als Assistentin.

Das Klostergebäude in Bautzen befindet sich seit jeher im Eigentum des Bistums. Derzeit wird geprüft, wie das Anwesen in Zukunft genutzt werden kann. Dabei steht auch im Blick, ob ein anderer Orden oder eine Geistliche Gemeinschaft als Nachfolger in Frage kommen könnten.

Klarissen verabschieden sich mit Gottesdienst

Am Sonnabend, dem 10. August, um 14 Uhr laden die Schwestern herzlich zum Abschiedsgottesdienst ins Kloster (Klosterstraße 9) ein. Im Anschluss wird die Möglichkeit zur Begegnung und zu einem kleinen Imbiss bestehen. Den Abschluss soll die Feier des Transitus der heiligen Klara um 17 Uhr bilden.

Voraussichtlich bis Ende September werden die Schwestern das Kloster verlassen haben. In den letzten Wochen nach dem Abschiedsgottesdienst, in denen die Ordensfrauen Stück für Stück aufbrechen werden, bitten sie darum, von Abschiedsbesuchen Abstand zu nehmen.

Abschiedsschreiben der Klarissen

In einem Brief an Freunde und Unterstützer der Gemeinschaft schreiben die Ordensfrauen unter anderem: „Viele Monate des Ringens, des Hoffens und Bangens liegen hinter uns. Nun stehen wir an einem Punkt, an dem unvermeidlich das Ende des Klosters der Klarissen von der Ewigen Anbetung in Bautzen bevorsteht. Die Konflikte, die unsere Gemeinschaft haben zerbrechen lassen, vermochten wir nicht zu lösen. Wir stehen hier in der bitteren Erfahrung der Armut des Scheiterns. Auch nach diversen Klärungsversuchen und mit vielseitiger Unterstützung hat sich kein Weg in eine gemeinsame Zukunft aufgetan.

Die Entscheidung des zuständigen Dikasteriums in Rom ist inzwischen deutlich geworden. Wir wissen seit der Karwoche, dass unsere Zeit an diesem Ort zu Ende geht und unsere erhoffte Lösung eines Konventes an zwei Orten leider nicht umgesetzt werden kann. Wir möchten Abschied nehmen.

Wir schauen mit viel Dankbarkeit auf die Jahre zurück. Es hat in den vielen Jahren seit der Klostergründung am 14.5.1925 nie an helfenden Händen und Unterstützung gefehlt. Dem Charisma der hl. Klara entsprechend, hat die Armut oft tatsächlich Beziehung gestiftet. So hat die Armut des Klosters hier vor Ort ein starkes Band mit der Gemeinde und mit den großherzigen Menschen der Umgebung geknüpft. Dabei hat - wie bei Franziskus - auch bei uns die Konfession und Religion nicht die wesentliche Rolle gespielt, sondern das Gemeinsame des Menschseins, die Geschwisterlichkeit.

So manch einer hat hier ein Zuhause gefunden, eine fruchtbare Beschäftigung, Annahme und Stille, ein Dach über dem Kopf (wie die Obdachlosen in den ersten Jahren nach der Wende), Gastfreundschaft, Anteil an den uns reich geschenkten Gaben. Viele haben Krisen hier bewältigt, ein offenes Ohr und treue Gebetsunterstützung erfahren. Unzählige sind Teil der Familie geworden, Brüder und Schwestern, die tief mit uns verbunden sind. Wir durften auch manchen geistlich nähren durch Impulse in Andachten, Exerzitien-im-Alltag- und Fastenzeitangeboten, Anregungen für das eigene geistliche Leben und die eigene Berufung in der Weggemeinschaft des Treff.Punktes St. Clara, der sich über 18 Jahre hinweg immer wieder getroffen hat, oder die Möglichkeit zu intensivem Austausch im Freundeskreis, der auch schon 8 Jahre miteinander auf dem Weg ist. So durften wir an vielen Stellen erfahren, dass unsere (geteilte) Armut andere reich machen konnte. Und so ist unser Weggehen nicht nur für uns, sondern für viele eine ungemein schmerzhafte Erfahrung.

Wir stehen vor einem Neubeginn. Jede von uns auf ihre Weise. Zum Schluss bleibt uns nur zu danken für Ihre Verbundenheit mit uns, für alle Unterstützung in so vielfältiger Weise. Es ist schön, zu wissen, dass wir weiterhin im Gebet miteinander verbunden bleiben.“

Bischof Timmerevers dankbar für den langen Dienst der Gemeinschaft in Bautzen

Bischof Heinrich Timmerevers würdigt den langjährigen Dienst der Gemeinschaft in Bautzen: „Fast einhundert Jahre lang haben die Klarissen von der Ewigen Anbetung in unserem Bistum gelebt und gewirkt. In ganz unterschiedlichen, bedrängnisvollen Zeiten – ob Nationalismus, Sozialismus oder in den Umbrüchen nach der Friedlichen Revolution – haben sie mit großer Treue im Gebet Gott die Ehre gegeben und in den Anliegen der Menschen gebetet. Daher war dieser Ort nicht nur für Bautzen und Umgebung, sondern für unser ganzes Bistum von großer Bedeutung.

Ich bin sehr dankbar für diese lange Zeitspanne und ihren treuen Dienst. Das Gebet der Ordensschwestern und ihre Zugewandtheit zu allen, mit denen sie in Kontakt standen, haben Gutes bewirkt und den Menschen Halt gegeben. Die Bautzener Klarissen haben in unserer lauten Zeit im Stillen gelebt und damit ein Zeichen gesetzt. Bescheiden und zurückgezogen haben sie im Dienst an Gott und ihren Mitmenschen ihre Saat ausgebracht, die vielfach Frucht getragen hat. Nun müssen sie in ihrem Leben noch einmal einen neuen Anfang wagen. Dazu wünsche ich ihnen Gottes Segen.“

Die Klarissen von der Ewigen Anbetung

Die Gemeinschaft zählt zu den kontemplativen Orden und sieht ihre Berufung in der Anbetung der heiligen Eucharistie. Dabei wollen sie auch stellvertretend für andere Menschen Dank sagen und Fürbitte halten. Die Spiritualität der Schwestern ist besonders ausgerichtet am Wort Gottes. Vorbild der Ordensfrauen ist dabei das Beispiel des heiligen Franziskus und der heiligen Clara. Das Leben der Gemeinschaft ist von franziskanischer Einfachheit und Armut geprägt.

Zur Geschichte des Klarissenklosters in Bautzen

  • 14.05.1925: Klostergründung
  • 1930: erste Vergrößerung
  • 1950: Anbau des Quergebäudes
  • 1970/71: Erweiterung und Neugestaltung der Klosterkirche. Die künstlerische Gestaltung der Stirnwand stammt von Friedrich Press (1904-1991).
  • 1989/90: Abriss von Stall und Schuppen im Klausurgelände. Dafür Errichtung des Engelhauses, das von 1991-1993 als Obdachlosen-Notunterkunft diente.
  • 1995/96: Generalsanierung des Hauptgebäudes
  • 2002: Errichtung der „Franziskus-Halle"
  • 2006: Pflanzung eines Birnbaumes aus dem Klarissenkloster in Brixen, dessen Geschichte auf die hl. Klara von Assisi zurückgeht
  • 2010: Einweihung der San Damiano-Grotte
  • 2014: Einweihung des Franziskus-Gartens

www.klarissen-bautzen.de 

 

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