Eine Kirche, die sich zur Stadt hin öffnet
Katholische Gemeinde Hohenstein-Ernstthal feierte 25-jähriges Kirchweihjubiläum
Hohenstein-Ernstthal. Das 25-jährige Kirchweihjubiläum ihrer katholischen Kirche „St. Pius X.“ feierte die Ortsgemeinde in Hohenstein-Ernstthal mit einer kleinen Festwoche vom 10. bis 16. September 2023. Ein Vorbereitungsteam hatte dafür ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Am Sonntag (10. September) nutzten viele Interessierte das Angebot, einen Blick hinter die Kirchentür zu werfen und das Bauwerk zu entdecken. Im Rahmen des jährlichen „Tag des offenen Denkmals“ gab es dabei in Führungen viel Wissenswertes zu erfahren.
Natürlich durfte auch die Musik nicht fehlen und so konnten die Besucherinnen und Besucher vielfältiger Orgelmusik lauschen. Erstmals trat auch die neue gemeindeübergreifende Jugendgruppe aus Glauchau und Hohenstein-Ernstthal musikalisch auf. Die digitale Fotopräsentation „Architektur des Lichts“ (über Sakralbauten der Familie Böhm) von Dariusz Kantor lud derweil in der Werktagskapelle zum Verweilen ein.
Kirchen-Architektur im Blickpunkt
Einen geistlichen Abend gestaltete am Donnerstag (14. September) Pfarrer Andreas Jaster. Anhand ausgewählter Bibelstellen machte er den Anwesenden Mut, auch in schwierigen Zeiten und angesichts vieler Krisen auf den Glauben zu bauen und sich gegenseitig zu stärken. Am Freitag (15. September) stand die Architektur der Kirche im Mittelpunkt. Unter dem Titel „Raum ist Sehnsucht“ konnten die beiden Architekten, Prof. Peter Böhm und Prof. Christopher Schroeer-Heiermann (aus Köln), begrüßt werden.
Sie schauten auf das Schaffen der berühmten Architektenfamilie Böhm, die seit über einem Jahrhundert besonders den Kirchenbau in Deutschland prägt. Angefangen bei Dominikus Böhm über seinen Sohn Gottfried bis zu den Enkeln Peter und Paul. Ihre Bauwerke waren meist Vorreiter ihrer Zeit und beeindrucken durch eine besondere Lichtinszenierung. Auf der anderen Seite gaben Peter Böhm und Christopher Schroeer-Heiermann Einblicke in den Entstehungsprozess des Kirchbaus in Hohenstein-Ernstthal und zeigten bisher unveröffentlichte Aufnahmen der Skizzen und Modelle. Natürlich durfte hierbei auch die eine oder andere Anekdote nicht fehlen. Beide Architekten waren sehr zufrieden und erfreut über den guten Zustand „ihres Projekts“ und zeigten sich ebenso beeindruckt davon, wie sich das Stadtbild in den letzten 25 Jahren verändert hat. Diese Veranstaltung fand erstmals in Kooperation mit dem Römerforum der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen statt, wofür die Gemeinde dankbar war.
Festgottesdienst mit Bischof Heinrich
Abschluss und Höhepunkt der Festwoche bildete schließlich das Kirchweihfest am Samstag (16. September). Los ging es ganz gemütlich am Nachmittag mit Kaffee und selbst gebackenem Kuchen. Für die Kinder gab es von Hüpfburg bis Zuckerwatte einiges auszuprobieren. Fotos von Bau und Weihe luden in der Kirche dazu ein, in Erinnerungen zu schwelgen. Rund 140 Gläubige, darunter auch Gäste aus Ökumene und Politik, feierten dann am Abend gemeinsam mit Bischof Heinrich Timmerevers den Festgottesdienst. Regionalkantor Andre Klatte an der Orgel und die Schola der Gemeinde gestalteten diesen musikalisch.
In seiner Predigt griff der Bischof das Evangelium auf, in dem Petrus als „Fels“ bezeichnet wird und Christus bezeugt (vgl. Mt 16, 13-19). Jeder Christ könne in seinem Glauben ein tragendes Fundament, einen Felsen, finden, auf den man aufbauen und vertrauen kann. Dabei nahm er auch Bezug auf aktuelle Herausforderungen der Kirche und rief dazu auf, sich nicht entmutigen zu lassen. Er ermunterte die Gemeinde, immer wieder neu die Gemeinschaft untereinander zu festigen, aber auch die Zusammenarbeit in der Großpfarrei zu suchen. So wie sich die Kirche in Hohenstein-Ernstthal mit dem großen, omegaförmigen Fenster zur Stadt hin öffnet, sollten dies auch die Christen in ihrem Leben und vor Ort immer wieder tun und sich nicht verschließen. Am Ende würdigte Bischof Timmerevers auch den verstorbenen Pfarrer Heinz Schlamber, der maßgeblich an der Realisierung des Kirchbaus beteiligt war. Anschließend konnten sich alle bei Speis und Trank im Festzelt stärken und das Jubiläum gemeinsam ausklingen lassen.
Diese Festtage waren eine wichtige Bestärkung für die Gemeinde und ein Anstoß für einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft, trotz aller Schwierigkeiten. Passend fasst dies vielleicht das Schlusslied des Festgottesdienstes zusammen: „Pilger sind wir Menschen, suchen Gottes Wort. Unerfüllte Sehnsucht, treibt uns fort und fort. Wer hört unsere Bitte, wer will bei uns sein? Komm in unsere Mitte, Herr tritt bei uns ein!“ (Gotteslob Nr. 820, 1. Strophe)
Text: Cordula Rupf, Fabian Winderlich
Fotos: Matthias Winderlich