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Bistum Dresden Meissen
(V.l.n.r.): Michael Gehler, Horst Teltschik, Moderatorin Lisa-Marie Eberharter. © Katholische Akadmie Bistum Dresden-Meißen
10. Oktober 2024

Einzigartiger Einblick in die 329 Tage zur deutschen Einheit

Kanzlerberater Horst Teltschik zu Gast in Dresden und Leipzig

Dresden/Leipzig. Am 8. Oktober 2024 und damit auf den Tag genau 35 Jahre nach Beginn der Friedlichen Revolution in Dresden fand im Kathedralforum Dresden der Katholischen Akademie unseres Bistums eine bemerkenswerte Veranstaltung statt, welche den langen Weg zur deutschen Einigung nochmals Revue passieren ließ. Vor vollem Haus sprachen Prof. Dr. Horst Teltschik, einer der engsten Berater Helmut Kohls während des Einigungsprozesses, und der Historiker Prof. Dr. Michael Gehler über die entscheidenden 329 Tage vom 9. November 1989 bis zum 3. Oktober 1990. Anlass war die Veröffentlichung von Teltschiks vollständigem Tagebuch, welches diese bedeutende Zeitspanne dokumentiert, im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht. Am Tag zuvor, am 7. Oktober 2024, war der Polit-Veteran bereits im Leibnizforum der Katholischen Akademie in der Alten Börse zu Gast gewesen.

Horst Teltschik, ehemals außen- und deutschlandpolitischer Berater von Bundeskanzler Kohl, war einer der zentralen Akteure, die die deutsche Einigung nicht nur miterlebten, sondern aktiv mitgestalteten. Sein Tagebuch, herausgegeben von Michael Gehler, bietet einen Blick hinter die Kulissen der politischen Entscheidungsprozesse, die Deutschland und Europa am Ende des Kalten Krieges veränderten. Es liefert detaillierte Einblicke in die Verhandlungen rund um die Öffnung der Berliner Mauer, das Zehn-Punkte-Programm von Helmut Kohl, den Zusammenbruch der DDR sowie die Herausforderungen, die mit Fragen wie der NATO-Mitgliedschaft des wiedervereinten Deutschlands und der Oder-Neiße-Grenze einhergingen.

Eindrücke aus erster Hand

Die Veranstaltung bot dem Publikum Hintergrundinformationen und persönliche Einschätzungen aus erster Hand. Prof. Dr. Teltschik ließ in seinen Bericht aber auch zahlreiche Anekdoten aus den Tagen der Einigung einfließen, die in Geschichtsbüchern eher nicht zu finden sein dürften. Spannend waren seine Berichte von internationalen Gipfeltreffen und den diplomatischen Verhandlungen mit den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges. Teltschik blickte aber auch in die Zukunft: Einander zuhören und ehrlich kommunizieren, sind seiner Ansicht nach die wichtigen Eigenschaften, die die Gesellschaft wieder lernen muss, um die Krisen unserer Zeit zu bewältigen.

Neben den Vorträgen stand der Austausch mit dem Publikum im Mittelpunkt des Abends. Die über 100 Besucherinnen und Besucher waren teils selbst Zeitzeugen der Friedlichen Revolution gewesen, hatten die Zeit persönlich miterlebt und engagierten sich auch in den Prozessen danach. Sie nutzen die einmalige Gelegenheit, mit Horst Teltschik über das Erlebte ins Gespräch zu kommen, Erfahrungen auszutauschen und Fragen zu stellen, die nur ein Zeitzeuge beantworten kann.

Mit Teltschiks Tagebuch steht der Nachwelt ein außergewöhnliches Dokument zur Verfügung, das tiefe Einblicke in die politischen und menschlichen Dimensionen der deutschen Einigung bereithält.

Hinweis:

Die Veranstaltung wurde live übertragen und ist auf dem YouTube Kanal der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen nachzusehen. 

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