„Freut Euch!“
Vietnamesische Christen grüßen Leipzig mit einer großen, beleuchteten Krippe
von Jesuitenpater Stefan Taeubner, Leipzig
Leipzig. „Freut euch doch mal!“, schrieb Guido Erbrich zum 3. Adventssonntag in der Bistumszeitung TAG DES HERRN. Ja, freut euch doch einfach mal so richtig, ohne ständig an …. zu denken. Genau so erging es den jungen Katholiken aus Vietnam im Leipziger Osten. Rechtzeitig zum Sonntag Gaudete war auf dem Gelände der Gemeinde Hl. Familie gut sichtbar ein über drei Meter großer, künstlicher Felsen mit Beleuchtung, verschiedenen Farben, Schnee und Engeln und einer vollständigen Krippe einschließlich der Drei Könige zu sehen. Meine schwachen Einwände, dass doch dafür noch später die eigene Kirchenzeit "Weihnachten" gedacht sei, kam gar nicht an, bei so viel Freude am Erbauen und Ablichten dieser großen Darstellung. Auf Facebook ist das Kunstwerk nun schon bald weltweit zu betrachten.
Ja, in Vietnam, da ist die Vorfreude bedeutsam und groß angelegt. Da gibt es einen regelrechten Wettbewerb zwischen den katholischen Nachbarn, wer die größte, schönste, bunteste Krippe wird aufstellen können, ganze Straßenzüge sind schon ab Dezember geschmückt. Manchmal gibt es dann auch Reibereien mit den örtlichen Polizeibehörden, die das katholische Schauspiel etwas beargwöhnen. Das von vielen Nöten, Kriegen, Umweltzerstörung und Überschwemmungen, von großer Migration und Landflucht heimgesuchte Vietnam lässt sich trotz allem das Feiern, die Freude nicht nehmen, und sie will gezeigt werden!
Das weltberühmte Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ folgt als Kirchenlied in Vietnam einem ganz anderen Text: „Unendlich heilige Nacht, Freude ist jetzt überall! Erd und Himmel werden vereinigt…“ So beginnt dort die 1. Strophe nach der Melodie von Franz Gruber. Kein Gedanke dabei an eine Stille Nacht, wo einsam das traute Paar wacht! Wer je in Vietnam war, weiß, dass man dort gar nicht allein sein kann, überall ist es voller Menschen. So sind die Straßen in Vietnam am 24. Dezember übervoll mit Motorrädern, feiernden, ausgelassenen Menschen jeder Religion, da man das Noel-Fest nicht versäumen will.
Das Leben der jungen Migranten in Deutschland ist nicht leicht. Auch sie haben, fern der Heimat und der eigenen Familie, viele Probleme zu bewältigen. Und doch freut und überrascht mich immer wieder, dabei zu entdecken, wie der Glaube, den sie aus der Heimat mitgebracht haben, sie begleitet, ihnen Kraft und Mut gibt und sie durch alles Schwere hindurch trägt. Natürlich würden sie auch dieses Jahr gerne wieder in viel größerer Gemeinde, viel lauter und bunter feiern, als es zur Zeit möglich ist.
Aber die Freude lassen sie sich nicht nehmen und singen werden sie, vielleicht nur mit dem Smart Phone mit anderen verbunden: „Ihr, die ihr immer noch in euren Sünden gefangen lebt, denkt daran, Christus ist gekommen, Euch zu erlösen.“ So die zweite Strophe im vietnamesischen Text von: „Stille Nacht – Heilige Nacht“. Wir dürfen uns von dieser Freude anstecken lassen.