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Bistum Dresden Meissen
Ein symbolträchtiger Blick: Vom Soldatenfriedhof auf die gegenüberliegende Geburtsklinik. © Dr. Peter-Paul Straube
03. Oktober 2024

„Ich möchte gezielt etwas machen und mit Leuten sprechen“

Der Bautzener Ökumenische Domladen unterstützt mit Spenden eine Sozialstiftung im ukrainischen Lemberg

Bautzen/Lemberg (Lwiw/Ukraine). „Wenn man in Lemberg unterwegs bist, ist rein äußerlich alles normal, die Straßenbahnen fahren, Menschen treffen sich, spielen oder musizieren zusammen. Blickt man aber näher hin und spricht mit Ihnen, dann erfährt man, wie  traurig und belastet sie angesichts der Kriegssituation sind.“ So beschreibt der Bautzener Dr. Peter-Paul Straube, Vorsitzender des Bautzener Ökumenischen Domladens e.V., die Stadt im Westen der Ukraine. Mitte August weilte er mit seinem Freund Dr. Harald Razniewski aus Dresden wiederholt dort. Schon im Mai fuhr er zusammen mit dem evangelischen Kantor des Bautzener St. Petri Doms Michael Vetter dorthin, um verschiedene Spenden, überwiegend für den medizinischen Bereich, aber auch Geldspenden, zu übergeben. Nun brachte er unter anderem ein Auto, Drucker, Medikamente, Rollatoren und Rollstühle nach Lemberg.

Anfänge der Verbindungen

Kontakte in die Ukraine geknüpft hatte Dr. Peter-Paul Straube, als er Leiter des Bischof-Benno-Hauses Schmochtitz (heute Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno) war. Im Jahr 1995 fand dort das erste – von 1997 bis 2014 dann regelmäßig - Osteuropaseminar statt. Daran nahmen jedes Jahr unter anderem auch Vertreter aus der Ukraine teil. Bis heute hält er Kontakt. So weilte er seit Anfang 2000 insgesamt 15 Mal im Land, wo etwa zehn Prozent der Bevölkerung der griechisch-katholischen Kirche angehören, die mit Rom verbunden ist. Ob mit Benefizkonzerten in Schmochtitz oder mit anderen Projekten - die ukrainische Bevölkerung zu unterstützen ist ihm eine Herzensangelegenheit.

Wichtiger Partner

Im Jahre 1997 wurde in Lemberg die kirchlich-soziale Stiftung St. Wolodymyr Fonds als private Wohltätigkeitsorganisation gegründet. Vor dem Angriffskrieg zwischen Russland und der Ukraine widmete sie sich in erster Linie Familien, um sie psychologisch und sozial zu unterstützen, führte aber auch Projekte mit Gefangenen und älteren Menschen durch und bot verschiedene Seminare an. Durch den Krieg ist diese Arbeit jedoch stark eingeschränkt. Mit seinem Vorsitzenden Ihor Matushewskyi verbindet Dr. Straube schon mehr als zwei Jahrzehnte eine enge Freundschaft. Die Stiftung vermittelt dem Bautzener Kontakte und erkundigt sich, was sie an welcher Stelle konkret gebraucht wird. Auf Grundlage dessen sammelt er dann hierzulande Spenden. Bisher waren es neben Geldspenden überwiegend solche für den medizinischen Bereich – Medikamente, Geräte, Rollstühle –, aber auch beispielsweise Stromgeneratoren oder Fahrzeuge.

Unter den Spenden in der Vergangenheit, so erzählt er weiter, war ebenfalls der Pastoralbus der katholischen Bautzener Domgemeinde St. Petri. Im Rahmen eines Projekts war das mit Mobiliar, Kühlschrank und Kaffeemaschine ausgestattete Fahrzeug davor mehrere Jahre in den Dörfern der Bautzener Pfarrgemeinde unterwegs, wo ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter den Menschen Gespräche anboten oder ihnen Lebensmittel oder Medikamente brachten. Jetzt dient das Fahrzeug zur Versorgung der Dörfer rund um die südukrainische Stadt Mykolajiw.

Gezielt helfen

Dr. Peter-Paul Straube begibt sich nicht als Tourist in die Ukraine. „Ich möchte gezielt etwas machen und mit Leuten sprechen. Und auch den Leuten dort ist es wichtig, dass sie mit jemandem sprechen können, dass man sich für sie interessiert“, erzählt er. Begegnungen mit verschiedensten Menschen machen die Besuche daher aus.

So traf er sich im August mit dem griechisch-katholischen Weihbischof der Lemberger Diözese, dem Redemptoristen Wolodymyr Hruza, und besuchte das Nationale Rehabilitationszentrum „Unbroken“. Das größte Zentrum seiner Art in der Ukraine, gebaut und ausgestattet von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag der Deutschen Bundesregierung, wurde letztes Jahr eröffnet. Dort werden in den Bereichen Chirurgie, Orthopädie und Roboterprothetik Kinder und Erwachsene versorgt, die durch den Krieg verletzt wurden. Es werden bei Bedarf Prothesen angepasst oder angefertigt. Aber auch der physischen und psychosozialen Rehabilitation widmen man sich dort.

Weiter besuchte Dr. Straube ein Kinder- und Waisenheim sowie den Friedhof für Soldaten nahe dem zentralen Lemberger Friedhof. Wie er bereits in seinem Bericht über seinen Aufenthalt im Mai in Lemberg schrieb, wurde ein neuer geschaffen, weil der örtliche Friedhof nicht mehr ausreichte. „Mehr als 700, überwiegend junge Soldaten sind hier begraben“, so Dr. Straube. Er schätzt, dass die Zahl innerhalb der letzten drei Monate um 150 angestiegen ist. Unter den Opfern sind beispielsweise Journalisten und Sanitäter.

Während seines jetzigen dreitägigen Aufenthaltes erlebte in einer der Nächte gegen zwei Uhr einen Luftalarm. Wie er erzählte, begaben sich daraufhin nur wenige Hotelgäste ruhig in den Bunker des Hotels, der eigentlich ein Konferenzbereich im Kellergeschoss des Hotels ist. Nach etwa einer Stunde wurde der Alarm aufgehoben und die Menschen konnten in ihre Zimmer zurückkehren. 

Traurigkeit und Hoffnung

Zu sehen, was in der Ukraine geschieht und wie das Land durch russische Machtansprüche, stammend aus dem 19. und 20. Jahrhundert, zerstört wird, macht den Bautzener traurig und beschäftigt ihn sehr. Seine Begegnungen und Erlebnisse begleiten ihn auch noch länger nach der Rückkehr in die Heimat. Und doch will er sich im Oktober wiederholt nach Lemberg begeben, um der vom russischen Aggressionskrieg betroffenen Bevölkerung zu helfen. Dafür sammelt er schon jetzt Spenden. Zudem sagt er: „Es bleibt die Hoffnung, dass die Ukrainer möglichst bald ihre von Russland befreite Heimat wieder aufbauen können.“

Spendenkonto des Ökumenischen Domladens Bautzen e.V. (An den Fleischbänken 5, 02625 Bautzen) bei der Volksbank Dresden-Bautzen:

IBAN: DE33 8509 0000 5626 2110 05
BIC: GENODEF1DRS
Verwendungszweck: Sozialstiftung Lemberg


Text: J. Wenk / Katolski Posol

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