Jubiläum 2021: 100 Jahre Wiedererrichtung des Bistums
Hundert gute Gründe, zurückzublicken und vorauszuschauen
Dresden. Ein rundes Jubiläum kann das Bistum Dresden-Meißen im kommenden Jahr feiern: Dann jährt sich zum 100. Mal der Termin, an dem die Diözese auf päpstlichen Beschluss hin wiedererrichtet wurde. Bischof Heinrich Timmerevers: „Dieses Datum stellt für das katholische Leben in Sachsen und Ostthüringen ein Ereignis von historischer Bedeutung dar. Unser Bistum wurde als Bistum Meißen 968 gegründet und ging infolge der Reformation unter. Vor einhundert Jahren dann wurde das Bistum auf päpstlichen Beschluss hin wiedererrichtet. Das neue Kirchenjahr soll daher unter dem Aspekt stehen, dankbar zurückzuschauen und zugleich den Blick auf die Situation in unseren Tagen zu richten.“
Am 24. Juni im Jahr 1921 erhob Papst Benedikt XV. die Apostolische Präfektur Meißen erneut zum Bistum Meißen. In Sachsen wurde dieses Ereignis mit einem Besuch und Festgottesdienst des päpstlichen Gesandten Eugenio Pacelli in Bautzen gefeiert. Der damalige päpstliche Nuntius Pacelli gelangte Jahre später als Papst Pius XII. (1939-1958) zu historischer Bekanntheit. In Bautzen wiederum hatte sich über die Reformationszeit hinweg der Sitz der Bistumsverwaltung etabliert. Erst 1980 erfolgte mit dem Umzug des Bischofs und der Bistumsverwaltung von Bautzen nach Dresden die Umbenennung der Diözese in Bistum Dresden-Meißen.
Ein Schiff, seit 100 Jahren auf See
Bischof Heinrich Timmerevers: „100 Jahre sind ein bedeutender Anlass, auf die turbulente Geschichte unseres Bistums zurückzuschauen und zu entdecken, wie Gott uns durch die Ereignisse der Zeit geführt hat. Zugleich gibt es gute Gründe, den Blick in die Zukunft zu richten und gemeinsam zu fragen, welchen Kurs uns das Evangelium für morgen weist. Wir möchten das neue Kirchenjahr im Zeichen des Jubiläums daher unter das Motto ‚100 gute Gründe‘ stellen. Als Symbol soll uns in dieser Zeit das Schiff begleiten, das sprachlich ja oft für Kirche und Gemeinde steht. Unser Schiff ist bildlich gesehen nun seit 100 Jahren auf See, es hat stürmische Fahrwasser durchquert und wird sich auch weiterhin neuen Wagnissen stellen. Der Grund, der uns dabei alle vereint ist der Glaube an Jesus Christus, der uns – wie es das Markusevangelium beschreibt – selbst im größten Sturm die Furcht nimmt.“ Dass das Jubiläumsjahr dabei angesichts der Coronapandemie unter erschwerten Rahmenbedingungen stattfinden muss, sieht Bischof Timmerevers gelassen: „Krisenbewältigung, Durchhaltevermögen und Flexibilität sind historisch gewachsene Charismen dieses Bistums. Wir wollen die Corona-Krise aktiv als Herausforderung annehmen. Es könnte eine Chance werden, Formen des gelebten Glaubens zu fördern und gewohnte Muster aufzubrechen. Beistand, Halt und christliche Nächstenliebe können gerade in unserer Zeit als Grundlage gesellschaftlicher Solidarität dienen.“
Das Jubiläumsjahr: Eröffnung und Festveranstaltungen
Das Jubiläumsjahr wird mit einer Vesperliturgie am Vorabend zum Ersten Advent, am 28. November um 18 Uhr in der Leipziger Propsteikirche St. Trinitatis feierlich eröffnet. Per Livestream kann diese Feier auf der Bistumswebsite miterlebt werden. Für den nächsten Tag, den 1. Adventssonntag, sind dann alle Pfarreien eingeladen, vor Ort das Jubiläumsjahr ebenso festlich zu eröffnen. Außerdem wendet sich der Bischof in einem Hirtenwort zum Ersten Advent – das an jenem Wochenende in allen Gottesdiensten verlesen wird – an die Gläubigen.
Durch die Corona-Pandemie wurde ein bereits geplantes, umfangreiches Veranstaltungsprogramm zum Jubiläumsjahr leider stark eingeschränkt. Höhepunkt des Jahres bleibt allerdings – wenn nach Lage der Dinge durchführbar – ein großer Bistumstag am Sonntag, 20. Juni 2021, mit Festgottesdienst und anschließendem Festprogramm am Dresdner Elbufer. Wenn möglich, sollen Veranstaltungen in allen Regionen des Bistums bereits im Vorfeld dazu die Geschichte der Diözese beleuchten und gegenwärtige Herausforderungen der Kirche in den Blick nehmen. Eine Übersicht der feststehenden Termine wird auf der Website www.hundertgutegründe.de veröffentlicht. Die Corona-Pandemie prägt leider auch unsere Planungen, weshalb wir heute noch nicht mit Sicherheit sagen können, in welchem Umfang wir feiern können und welche Pläne sich verwirklichen lassen.
Unter dem Titel „Wachsen auf gutem Grund“ sind die Gemeinden während der Fastenzeit 2021 eingeladen, mit Exerzitien im Alltag den Weg auf Ostern zu als gemeinsamen geistlichen Weg zu gehen und als Chance zur persönlichen Glaubensvertiefung zu nutzen.
Geschichtlicher Rückblick:
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Nach dem Tode Herzog Georg des Bärtigen wird unter seinen Nachfolgern Herzog Heinrich und Kurfürst Moritz in den sächsischen Landen 1539 die Reformation durchgeführt, die schon vorher zahlreiche Anhänger im Lande hatte.
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1581 resigniert der letzte Bischof des alten Bistums Meißen, Johann IX. von Haugwitz, zu Händen des Meißner Domkapitels, das den Kurfürsten erwählt, der nunmehr die kirchlichen Hoheitsrechte ausübt. Das Bistum Meißen hört damit auf, ein katholisches Bistum zu sein, es kommt unter die Administratur von Kursachsen, die Klöster und Stifte werden säkularisiert.
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In der zu Böhmen gehörenden Lausitz bleibt ein kleiner Rest des Bistums Meißen erhalten. Für diesen Bereich des Bistums wird 1560 der Bautzener Domdekan Johann Leisentrit vom letzten Meißner Bischof, Johann IX., zum Bischöflichen Kommissar ernannt. Im gleichen Jahr ernennt Rom Leisentrit zum Apostolischen Administrator und der Kaiser ihn zum Generalkommissar in Religionssachen.
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Die bischöfliche Jurisdiktion über das genannte Gebiet wird 1570 dem Bautzener Kollegiatkapitel St. Petri als Apostolische Administratur des Bistums Meißen in der Lausitz übertragen und unmittelbar dem Papst unterstellt. In diesem Gebiet liegen auch die beiden Zisterzienserinnenklöster St. Marienthal (gegründet 1234) und St. Marienstern (gegründet 1248). Für die Priesterausbildung des Gebietes wird 1728 das "Wendische Seminar St. Petri" auf der Kleinseite in Prag errichtet.
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Die Lausitz gehört ab 1635 infolge des Dreißigjährigen Kriegs durch den sogenannten "Traditionsrezess" politisch zu Kursachsen. Dieser Vertrag verpflichtet den Kurfürsten von Sachsen, den König von Böhmen weiterhin als Schutzherren der katholischen Geistlichkeit, der Stände und Institutionen anzuerkennen. An den religiösen Verhältnissen in der Lausitz wird nichts geändert.
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Kurfürst Friedrich August I. (der Starke) tritt 1697 zur katholischen Kirche über, um König von Polen zu werden. Für die in der sächsischen Diaspora lebenden Katholiken kommt es zur Einrichtung von Gottesdienststätten: 1699 zum Weihnachtsfest wird zum ersten Male nach der Reformation in der Schlosskapelle Moritzburg bei Dresden öffentlich ein katholischer Gottesdienst gefeiert. Diese Kapelle ist die erste katholische Hof- und Pfarrkirche.
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Der sächsische Kurprinz Friedrich August konvertiert 1712; später wird er sächsischer Kurfürst und polnischer König August III. 1719 heiratet er Erzherzogin Maria Josepha von Österreich. Mit diesem Herrscherpaar wird das Haus Wettin albertinischer Linie wieder eine katholische Dynastie des Reiches, das Herrscherpaar wird zum großen Förderer der katholischen Kirche des Landes, u.a. durch den Bau der Dresdner Hofkirche von 1739-1751.
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An die Stelle des Missionspräfekten tritt ein Apostolischer Vikar. So wird Sachsen 1743 wieder ein eigener Verwaltungsbezirk der katholischen Kirche im Range eines Apostolischen Vikariates. Mit Sitz in Dresden umfasst dieser die Katholiken im Kurstaat und späteren Königreich Sachsen. Dazu kommen weiterhin die Katholiken im Herzogtum Sachsen-Altenburg (1877) und in den beiden Fürstentümern Reuss ältere Linie (1874) und Reuss jüngere Linie (1899).
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Aus Anlass des Posener Friedens von 1806 gewährt 1807 ein königliches Mandat den Katholiken in Sachsen politische und kirchliche Gleichberechtigung mit den Lutheranern.
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Die beiden Ämter, Apostolischer Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz und Apostolischer Vikar in Sachsen, werden 1845 in Personalunion vereinigt. Die starke Industrialisierung Sachsens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führt viele Katholiken nach Sachsen. Es entstehen zahlreiche neue Seelsorgestellen. Ein reiches Vereinsleben und ein gut ausgebildetes Pressewesen tragen viel zum Zusammenhalt der Katholiken bei.
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Die neue Reichsverfassung und das Aufhören der Monarchien in den deutschen Ländern nach dem Ende des ersten Weltkrieges waren 1919 Ursache für die Beseitigung der kirchenaufsichtlichen Beschränkungen. Auf Betreiben des letzten Apostolischen Vikars und Apostolischen Administrators, Bischof Franz Löbmann, werden mit Rom Verhandlungen über eine Wiedererrichtung des Bistums Meißen geführt.
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Papst Benedikt XV. errichtet 1921 das Bistum Meißen mit Sitz in Bautzen wieder im Umfang der bisherigen Gebiete (Sachsen und Teile Thüringens). Das Bautzener Kollegiatkapitel wird zum Kathedralkapitel erhoben. Erster Bischof des wiedererrichteten Bistums Meißen wird der Regens des Priesterseminars in Fulda, Dr. Christian Schreiber. Das katholische Leben nimmt einen großen Aufschwung. 1923 wird im Kloster St. Marienstern die erste Diözesansynode gehalten. Als 1930 Bischof Schreiber zum ersten Bischof von Berlin ernannt wird, wird der damalige Freiburger Domkapitular, Dr. Conrad Gröber, Bischof von Meißen, der aber bereits 1932 zum Erzbischof von Freiburg berufen wird.
MB/ph/gp