Schriftstellerin und bekannte Kirchenpersönlichkeit: Helga Mondschein (87) verstorben
Erfurterin gehörte zu den prägendsten Frauen der katholischen Kirche Ostdeutschlands
So spricht der Herr:
„Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,
nehmt das Reich in Besitz,
das seit Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.“
(Mt 25,34)
Am Morgen des Allerseelentages,
dem 2. November 2020
rief Gott, der Herr über Leben und Tod,
Frau Helga Mondschein
zu sich in sein himmlisches Reich.
Helga Mondschein gehörte zu den prägendsten Frauen der katholischen Kirche Ostdeutschlands. Am 12. März 1933 wurde sie in Erfurt geboren, 1939 bis 1951 besuchte sie die Grund- und Oberschule. 1945 starb ihr Vater in russischer Kriegsgefangenschaft. Über ihre Großmutter und eine katholische Nachbarin entdeckte sie ihren eigenen Glauben und entschied sich für eine Lehrerausbildung, die sie 1951 nach dem Ablegen des Abiturs begann. Von 1953 bis 1957 arbeitete sie als Lehrerin in Sömmerda. Die immer stärkere Einflussnahme des sozialistischen Staates auf den Unterricht sowie der Verlust des linken Auges durch eine Krebsoperation im Jahr 1954 führten zur Entscheidung, 1957 die Ausbildung am Seelsorgehelferinnenseminar in Erfurt zu beginnen.
Nach ihrem Praktikumsjahr in Ohrdruf und ihrem Dienst als Seelsorgehelferin in der Erfurter Pfarrei St. Severi übernahm Helga Mondschein Aufgaben in der Ausbildung der Seelsorgehelferinnen. Zunächst arbeitete sie ab 1963 als Assistentin des Diözesanseminars für Seelsorgehilfe und Caritas in Erfurt. Ab 1966 übernahm sie die Leitung des Vorseminars, eine Aufgabe, die sie bis ins Jahr 1975 behielt. Im selben Jahr wurde sie durch Bischof Hugo Aufderbeck für einen katechetischen Besuchsdienst bei den Neupriestern und jungen Seelsorgehelferinnen beauftragt.
1969 wurde Helga Mondschein zur Referentin im Referat Kinderseelsorge ernannt. Mit dieser Ernennung begann nach einigen Jahren ihre reiche schriftstellerische Tätigkeit, die sie in der gesamten ehemaligen DDR bekannt machte. Exemplarisch seien genannt „Auf dem Weg zum Glauben“ (1979), „Pater Fridolin und seine Rasselbande“ (1983) und „…Viele Grüße Monika“ (1986). Um die Ausbildung von Männern für den pastoralen Dienst zu ermöglichen, begleitete sie diese in einem Katechetenseminar (für alle Jurisdiktionsbezirke) in Erfurt.
Die politische Wende im Jahr 1989 brachte für Helga Mondschein neue Herausforderungen. Ab dem 15. Mai übernahm sie die Verantwortung für den Aufbau und die Leitung des Referates für Schulfragen, der heutigen Schulabteilung. Am 8. Juli 1994 wurde sie von Bischof Dr. Joachim Wanke zur Ordinariatsrätin ernannt und war damit eine der ersten Frauen in Deutschland mit diesem Titel.
Nach dem Aufbau der Schulabteilung bat Helga Mondschein, wieder in die katechetische Arbeit einsteigen zu dürfen. Sie gab ihre Leitungsverantwortung ab und wurde ab dem 1. August 1995 Referentin für Elternbildung im Seelsorgeamt.
Am 1. Januar 1998 ging Helga Mondschein in den wohlverdienten Ruhestand und wohnte seit Dezember 2015 im Pflegeheim Andreashof in Erfurt.
Das Bistum Erfurt ist ihr für den Dienst in der Seelsorge im Thüringer Land und darüber hinaus zu großem Dank verpflichtet.
Requiescat in pace!
Erfurt, den 2. November 2020
Für das Bistum Erfurt
Bischof Dr. Ulrich Neymeyr