Würde bis zuletzt
Mitarbeitende der Hospizdienste beim St. Benno-Empfang zu Gast
Dresden. Sie kümmern sich um schwerstkranke und sterbende Menschen – haupt- und ehrenamtlich. Damit helfen sie nicht nur den Betroffenen, sondern auch den Angehörigen. Am 17. Juni waren Mitarbeitende der Hospizdienste zum diesjährigen St. Benno-Empfang eingeladen.
Manchmal ist es ein langer Weg des Abschieds, manchmal geht es ganz schnell. Die Mitarbeitenden der Hospizdienste im Bistum Dresden-Meißen erleben das Sterben von schwerstkranken Menschen unterschiedlich. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie die menschliche Würde eines jeden bewahren wollen – bis zum letzten Atemzug. Dabei stehen sie ihnen mit Besuchen und Gesprächen bei, sorgen sich aber auch um die Angehörigen, wenn das Leid der Lieben zu schwer wird oder sie einfach nur für ein paar Stunden Entlastung brauchen.
Vor allem ein Zeichen der Wertschätzung sollte es sein, dass die Mitarbeitenden der Hospizdienste zum diesjährigen St. Benno-Empfang des Bistums ins Haus der Kathedrale eingeladen waren. Über 200 Frauen und Männer aus dem ganzen Bistum sind gekommen. Zuvor haben sie mit Bischof Heinrich Timmerevers einen Vespergottesdienst in der Kathedrale Ss. Trinitatis gefeiert. „Sie investieren Zeit und Kraft, um anderen beizustehen“, würdigt Bischof Heinrich Timmerevers das Engagement der Hospizmitarbeitenden. „Mit Ihrer Arbeit leisten sie einen unschätzbaren Wert für die Menschen, aber auch für alle Freunde und Angehörigen.“ Viele Gottesdienstbesucher zünden eine kleine Kerze an im Gedenken an die, die sie betreut haben oder ihnen nahe standen.
Dasein, beistehen, begleiten
Cornelia und Jens Scheffler aus Frohburg sind seit 2015 für den Caritas-Hospizdienst im Leipziger Land tätig. Angefangen haben sie allerdings als ehrenamtliche Notfallseelsorger. „Dann stand in der Zeitung, dass die Caritas Ehrenamtliche für die Begleitung von Sterbenden sucht“, berichten sie. Etwa 30 Menschen haben sie in fast zehn Jahren beim Sterben begleitet. Mal wechseln sie sich bei jemandem ab, mal betreuen sie einzeln. Die Erfahrungen dabei sind ganz unterschiedlich. Jens Scheffler: „Manchmal gehen wir ein halbes Jahr zu einer Familie, manchmal nur zwei, drei Mal.“
Ab und zu erfahren sie auch Ablehnung oder Skepsis, aber in den meisten Fällen seien die Begleiteten und die Angehörigen dankbar für den Dienst. Sehr prägend war für Jens Scheffler zum Beispiel, dass er die Mutter einer Jugendfreundin beim Sterben begleiten durfte. Cornelia Scheffler erinnert sich an ein intensives Gespräch mit der Pflegerin einer Palliativstation, die sie nach ihrem Glauben befragte. Welche Hoffnung gibt es für den Sterbenden? Was passiert, wenn man stirbt? Was spüren die Betroffenen noch? „Beeindruckend war für mich, wie hingebungsvoll sich diese Schwester um die Patienten gekümmert hat, wieviel Liebe in diesem Beruf steckt“, sagt Cornelia Scheffler.
Menschen spüren das Unendliche in sich
Für Schwerstkranke, Sterbende und ihre Angehörigen stellen sich „die letzten Fragen“. Menschenwürde und Spiritualität waren dann auch Thema einer Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus dem Hospizbereich. Beides gehöre zusammen, meint Diakon Benno Bolze, Geschäftsführer des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes in Berlin. Es gelte, auch für Menschen den „Himmel aufzuschließen“, die nicht an Gott geglaubt und in ihrem Leben keine Berührung mit Religion gehabt haben. Spiritualität sei auch, aber eben nicht nur eine kirchliche Angelegenheit. „Geht aber nicht der Sinn für das Transzendente in der Gesellschaft überhaupt verloren?“, fragt Moderatorin Dr. Daniela Pscheida-Überreiter, Leiterin des Katholischen Büros in Sachsen, die den St. Benno-Empfang mit ihrem Team vorbereitet hat.
Antoinette Steinhäuser, Referentin für Gesundheit und Pflege im Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, meint, dass die Menschen nach dem Sinn ihres Lebens, nach Symbolen und Formen suchen, auch wenn ihnen oft die kirchliche Bindung fehle. Die Menschen spürten das Unendliche in sich. Davon ist auch Andreas Müller, Geschäftsführer des Landesverbandes für Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachsen, überzeugt. Besonders am Ende des Lebens suche der Mensch nach dem Sinn. Hospizdienste könnten unter anderem Wege zeigen, wie man mit diesen Fragen umgehe. Alle drei wünschen sich vor allem Offenheit gegenüber den betroffenen Menschen und „dass Sie als Engagierte in den Hospizdiensten weiter an der Seite der anderen bleiben“, wie sich Diakon Bolze ausdrückte. Bischof Heinrich Timmerevers zeigte sich beeindruckt von der „Atmosphäre des Zuhörens“ beim St. Benno-Empfang und ermutigte dazu, sterbenden Menschen weiter „die Hand zu halten“.
Der St. Benno-Empfang des Bistums
Am oder um den Festtag des Bistumspatrons St. Benno von Meißen (16. Juni) lädt der Bischof von Dresden-Meißen alljährlich zum Empfang nach Dresden ein. Auf der Gästeliste stehen dabei stets haupt- und ehrenamtlich Engagierte aus den unterschiedlichsten Bereichen von Kirche und Gesellschaft, Kultur und Politik.
Der heilige Benno von Meißen wirkte von 1066 bis 1106 als zehnter Bischof des Bistums. 1523 wurde er heiliggesprochen. Zahlreiche Einrichtungen, die seinen Namen tragen, erinnern noch heute in unserer Region an ihn. Dazu gehören der St. Benno-Verlag in Leipzig, das St. Benno-Gymnasium in Dresden oder das Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno. Der heilige Benno wird als Patron des Bistums Dresden-Meißen sowie unter anderem als Stadtpatron von München und als Patron der Fischer und Tuchmacher verehrt.
Text: Andreas Schuppert
Fotos: Michael Baudisch