Benediktinerpater Angelus Waldstein-Wartenberg (91) verstorben
am 27. Dezember 2023. Von 2008 bis 2012 wirkte er als Oberer des Klosters Wechselburg.
Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein;
er sah und glaubte. (Joh 20,8)
- aus dem Evangelium des Todestages -
Am Mittwoch, dem 27. Dezember 2023, verstarb im Benedictus Krankenhaus Tutzing Pater Angelus Waldstein-Wartenberg OSB.
Geboren am 13. Januar 1931
Profess am 12. Oktober 1952
Priesterweihe am 8. September 1956
Dankbar für dieses lange Leben mit über 70 Jahren gemäß der Regel des hl. Benedikt und mit 67 Jahren im priesterlichen Dienst feierten die Benediktiner der Abtei Ettal am Donnerstag, 4. Januar 2024, um 14 Uhr in der Basilika des Klosters die Eucharistie für ihren Mitbruder mit anschließender Beisetzung in der Gruft unter der Gedächtniskapelle.
Von 2008 bis 2012 wirkte Pater Angelus Waldstein-Wartenberg im Bistum Dresden-Meißen als Oberer des Klosters Wechselburg. Er setzte sich engagiert für die deutsch-tschechische Aussöhnung ein. Als gebürtiger Sudetendeutscher suchte er auch hier besonders den Kontakt zu Gemeindemitgliedern, die aus dem Sudetenland stammten.
Die Abtei Ettal würdigt Pater Angelus:
Nimm mich an und wandle mich. –
In das Leben sterben wir,
wenn wir ganz Dir ähnlich werden.
(Aus einem Liedtext von P. Angelus)
Nach einigen Wochen schwerer Krankheit durfte unser lieber Mitbruder Pater Angelus (Karl Albrecht) Graf von Waldstein-Wartenberg OSB am 27. Dezember 2023 sein Leben in die Hände des barmherzigen Gottes zurückgeben. Pater Angelus war der Senior der Bayerischen Benediktinerkongregation. Er stand kurz vor Vollendung seines 93. Lebensjahres, im 73. Jahr seiner Profess und im 68. seit seiner Priesterweihe.
Schon als junger Mönch bereicherte unser Mitbruder mit seiner tragenden Stimme das Chorgebet und blieb dann jahrzehntelang als Kantor eine Säule im gesungenen Officium. Im Lebenslied von Pater Angelus klingen hauptsächlich vier Themen, die einander ergänzen, zusammen. Da ist einmal seine große Familie, in die er am 13. Januar 1931 im böhmischen Hirschberg als zweitjüngstes der insgesamt sieben Geschwister hineingeboren wurde und der er bis zuletzt stets eng verbunden blieb. Sichtbares Zeugnis für diese Verbundenheit war seine ohnehin erinnerungsvolle Mönchszelle, in der er sich mit einer Vielzahl von Bildern der Eltern, Geschwister, Neffen und Nichten umgab. Seine Familie war ihm immer präsent. Kostbarstes Familienerbe war ihm der von der Mutter Marie wie dem Vater Karl Ernst Graf von Waldstein-Wartenberg weitergegebene tiefe Glaube und die damit verbundene Beheimatung in der Kirche, welche auch durch die Vertreibung aus Böhmen nicht genommen werden konnte.
Nach Verlust der alten Heimat wurde Ettal ihm in einem ersten Schritt schon im Herbst 1945 über unser Internat und unsere Schule zum neuen Zuhause. So recht wurde aber unser Kloster dem jungen Karl Albrecht Waldstein erst Heimat, als er 1951 von Abt Johannes Hoeck in das Noviziat aufgenommen wurde. Damals bekam er die Namen Angelus Maria. Den einen in Erinnerung an den wenige Monate vorher verstorbenen Abt Angelus Kupfer, der für unseren Mitbruder bis zuletzt der Abt war, an dem er alle nachfolgenden Äbte gemessen hat; den Namen Maria auch deshalb, weil Pater Angelus mehrfach erzählte, dass am 21. November 1945, als er erstmals unsere Basilika betrat, die Mönche gerade den Ave-Maria-Gesang zum Offertorium sangen.
Der erst vierzehnjährige Schüler sagte sich damals: „Wo die Muttergottes geehrt wird und Wohnrecht hat, da kann auch ich bleiben.“ In unserem Kloster hat Pater Angelus nach dem Theologie- und Lehramtsstudium in Rom und München, nach der Priesterweihe am 8. September 1956 durch den Benediktinerbischof Simon Konrad Landersdorfer zahlreiche Dienste übernommen. Abt Karl Groß hat ihm das Amt des Magisters für die Novizen und die Mitbrüder mit zeitlicher Profess übertragen, Abt Edelbert Hörhammer stand er über ein Jahrzehnt als Prior zur Seite und in einem Alter, in dem andere längst vom Ruhestand reden, hat er unserer sächsischen Filiale in Wechselburg als Hausoberer gedient.
Engstens mit den innerklösterlichen Diensten waren für unseren Mitbruder die Sorge um die uns anvertraute Jugend in Internat und Gymnasium als Präfekt und Lehrer, als Direktor zuerst unseres Internates und dann der Schule verbunden. War seine oft sehr, sehr weitherzige und einer äußeren Ordnung nicht immer nachkommende Art auch manchen eine Herausforderung oder sogar Anlass zum Unverständnis, so schätzten doch alle, Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Jugendliche und Eltern, sein väterliches Herz und seine am Evangelium orientierte Sorge um immer den ganzen Menschen.
In das erzieherische Engagement unseres Pater Angelus mischte sich schließlich auch – das konnte nicht ausbleiben – der Blick in die böhmische Heimat, die Sorge um Europa insgesamt, um die Aussöhnung besonders zwischen Deutschen und Tschechen, um das Leben der Kirche in der Bohemia Sacra. Abenteuerliche Reisen nach Prag - teilweise auch mit Schülern -, Besuche im einst heimatlichen Hirschberg, Begegnungen mit der unterdrückten Kirche, besonders auch mit dem Bekennerkardinal František Tomášek, schließlich auch ein reger Austausch unseres Gymnasiums mit jenem in Böhmisch Leipa sind wie Tonfolgen in dieser Strophe des Lebensliedes unsers Pater Angelus. Das Mühen um die Aussöhnung zwischen unseren beiden Staaten, nicht zuletzt auch die Arbeit in der Ackermann-Gemeinde wurde gewürdigt durch den Bayerischen Verdienstorden, überreicht durch seinen ehemaligen Ettaler Mitschüler, Ministerpräsident Max Streibl, und durch die Verdienstmedaille der Tschechischen Republik, mit der ihn 1995 Václav Havel auszeichnete.
In den so aufgeführten Klängen der Lebensmelodie unseres Pater Angelus gibt es einen Cantus firmus, der unserem Mitbruder bis zuletzt Sehnsucht, Lebensaufgabe und Hoffnung war: Die Suche nach Heimat. Nachdem diese 1945 mit der Vertreibung verloren gegangen war, fand er neu Heimat in Ettal, wo die Gottesmutter verehrt wird wie auf dem böhmischen Bösig und in der Pfarrkirche von Hirschberg. Die Sehnsucht aber blieb und nahm wohl zu, als im Lauf der Jahrzehnte auch unser Pater Angelus erkennen musste, was die neutestamentlichen Briefe so ausdrücken: „Wir haben hier keine Stadt, die bestehen bleibt“ (Hebr 13,14), „unsere Heimat ist im Himmel“ (Phil 3,20).
Diese Heimat nahm er wohl während der letzten Lebenswochen, in den beiden Benedictus Krankenhäusern von Feldafing und Tutzing bestens betreut, wofür wir sehr dankbar sind, immer mehr in den Blick. Am Nachmittag des Heiligen Abend konnten zwei unserer Mitbrüder mit Pater Angelus zusammen im Krankenhaus die heilige Messe feiern. Da war er ganz wach dabei, hat mitgebetet, soweit das die Schädigung an den Stimmbändern zuließ, durfte das Heilige Blut empfangen, war sehr dankbar und sagte doch mehrfach: „Ich will heim.“
Am 26. Dezember verschlechterte sich sein Zustand rapide, ehe er am späten Abend des 27. Dezember, am Festtag des Evangelisten Johannes, in Tutzing starb. „In das Leben sterben wir, wenn wir ganz Dir ähnlich werden“ hat unser Mitbruder schon vor 50 Jahren gedichtet. Wir glauben, dass unser Pater Angelus jetzt ganz daheim sein darf und Anteil hat am ewigen Leben Christi. Dankbar für das lange Leben unseres lieben Mitbruders hier feierten wir für ihn am Donnerstag, 4. Januar 2024, um 14:00 Uhr in unserer Basilika die Eucharistie und bestatteten das, was sterblich an ihm war, anschließend in der Gruft unter der Gedächtniskapelle. Wir bitten um das Gebet für unseren Mitbruder und sind gerne zu gleichem geschwisterlichen Dienst bereit.Ettal, im Januar 2024 Abt Barnabas und Konvent der Benediktinerabtei Ettal
R.I.P.
www.kloster-ettal.de