In die Region ausstrahlen
Ein Jahr nach der Wiedereröffnung des Winfriedhauses
Dippoldiswalde. Im September 2021, also vor einem Jahr, wurde das Winfriedhaus – Kinder- und Jugendbildungsstätte unseres Bistums – nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten wiedereröffnet. Was hat sich seither getan? Wie werden die Angebote des Hauses wahrgenommen?
Wie ist der Betrieb angelaufen? Wie ist die Nachfrage?
Auch wenn es in vielen Bereichen rund um das Winfriedhaus wahrscheinlich immer wieder etwas zu verbessern gibt, so ist der Leiter des Hauses insgesamt sehr zufrieden mit der jetzigen Situation: „Wir sind gefragt“, so das Resümee von Stephan Schubert.
Corona-bedingt hatte das Haus im Dezember 2021 und Januar und Februar 2022 nur wenige bis gar keine Gäste beherbergen und Veranstaltungen durchführen können. Aus diesem Grund lassen sich verlässliche Zahlen für die letzten Monate nur schwierig eruieren. Ab März 2022 sah die Situation allerdings schon wieder viel besser aus. Fast täglich kommen seither neue Belegungsanfragen an. Das Haus wird auch gerne von kirchenfernen Einrichtungen genutzt – unter anderem von Schulen, Kindergärten, Freiwilligendiensten, Vereinen oder Konferenzen des Montanregion Erzgebirge e.V. Dabei gilt für Stephan Schubert: „Wir bieten allen Gruppen an, die Kapelle zu nutzen – für den Tagesbeginn oder auch zwischendurch –, und spüren, dass dieses Angebot wahrgenommen wird.“ Angefragt werden er und das Team dann zuweilen auch für Besinnungstage, Teambegleitung oder um einen geistlichen Impuls zu geben – wohlgemerkt: bei nichtreligiösen Gruppen.
Was ist nach dem Umbau anders?
Ein wichtiger Bestandteil des Umbaus war es, eine Zweizügigkeit zu ermöglichen. Das bedeutet, dass die Möglichkeit besteht, dass das Winfriedhaus zwei unterschiedliche Gruppen gleichzeitig beherbergen kann und die Gesamtauslastung des Hauses sich dadurch erhöht. „Dieses Konzept ist voll aufgegangen“, bestätigt Stephan Schubert. Etwa 30 % der Anfragen bezögen sich auf das ganze Haus und 70 % auf Gruppen mit 20 bis 35 Personen, die dann jeweils nur das halbe Haus beanspruchen.
Die lichtdurchfluteten Räume, die bauliche Offenheit und die vielen kleinen praktischen Möglichkeiten – etwa die integrierten Magnetleisten in allen Gruppenräumen (auf dem Foto links eine Kreation mit Lego-Steinen) – ermöglichen einen reibungslosen Aufenthalt.
Es haben sich aber nicht nur die Räumlichkeiten verändert. Auch die Mitarbeitenden des Hauses haben sich weiterentwickelt und tragen viel dazu bei, dass sich die Gäste auch im neuen Haus wohlfühlen. So werden heute ganz selbstverständlich vegane Aufstriche selber produziert und viele vegetarische Gerichte gekocht. Selbst der Kuchen am Nachmittag wird nicht mehr eingekauft, sondern mit Obst aus der Region fast jeden Tag frisch gebacken. „Ich bin allen Mitarbeitenden in Reinigung, Küche, Verwaltung und Hausmeisterei sehr dankbar, dass sie sich auf den Neustart eingelassen haben und sich mit vielen Ideen, Lust und Engagement in das Haus einbringen und wir das Haus gemeinsam weiterentwickeln können.“
Was passiert sonst so rund um das Winfriedhaus?
Der Leiter des Winfriedhauses ist ein „Netzwerker“: Er hält regelmäßigen Kontakt mit Sebastian Kieslich, dem Leiter des Bildungsgut Schmochtitz Sankt Benno, aber auch mit den anderen katholischen Bildungs- und Übernachtungshäusern in Sachsen und auf Bundesebene, um Synergie-Effekte zu nutzen und neue Perspektiven einzunehmen. Aber er streckt seine „Fühler“ auch über den christlichen Horizont hinaus in die Stadt und Region Dippoldiswalde und den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge: „Es ist schön, dass es uns als Kirche mit dem Winfriedhaus gelingt, in die Region auszustrahlen“, so Stephan Schubert begeistert. Denn durch verschiedene Aktionen – beispielsweise die Nikolaus-Aktion am 6. Dezember 2021, einen Familien-Mutmach-Tag im vergangenen Mai oder die Filmabende im Landkino Winfriedhaus – werden Menschen aus der Umgebung auf das Winfriedhaus aufmerksam, lassen sich einladen. So habe ihm eine ansässige Ärztin erzählt, sie sei zwar in Schmiedeberg aufgewachsen und habe das Winfriedhaus und dessen Gäste von Kindheit an wahrgenommen, aber nie den Mut gehabt, das Haus auch einmal zu betreten. Das ändere sich gerade.
Was ist demnächst geplant?
Stephan Schubert denkt noch weiter: „Ich nehme wahr, dass viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in unser Haus kommen und eine erfüllende und inspirierende Zeit erleben, aber die Menschen außerhalb des Hauses wenig bis gar nichts davon mitbekommen bzw. erleben können. Nicht jede Veranstaltung lässt es zu, sich nach außen zu öffnen; aber es gibt auch Kurse, wo dies perspektivisch möglich ist.“ Aus diesem Grund plant der Hausleiter in Kooperation mit der Abteilung Kinder und Jugend aus dem Ordinariat und der AG Junge Musik (AGJM) für Pfingsten 2023 ein Wochenende, an dem Jugendliche – katholische, christliche, nichtchristliche – gemeinsam ein Bühnenprogramm erarbeiten, das am Pfingstmontag öffentlich im Garten des Winfriedhauses als Fest für alle Menschen aufgeführt wird. Den Ortschaftsrat Schmiedeberg hat Stephan Schubert schon für diese Idee begeistern können und dessen Unterstützung erhalten.
Ab November wird es im Winfriedhaus und auf der Homepage einen kleinen „Winfriendshop“ (!) geben. Die Einnahmen, die dadurch entstehen, sollen dem Winfriedhaus zugutekommen und für die Anschaffung einer Kletterwand eingesetzt werden, die aus finanziellen Gründen noch nicht installiert werden konnte.
Warum „Winfriend“? Das Winfriedhaus ist für viele Gäste ein Ort des Schutzes, in dem sie sich entwickeln und ausprobieren können. Im Winfriedhaus dürfen die Gäste sein, wie sie sind – so wie bei Freunden. Ganz nach dem Bibelvers: „Ein treuer Freund ist ein starker Schutz, wer ihn findet, hat einen Schatz gefunden.“ (Jesus Sirach 6,14)
„Diesen Schatz wollen wir auch gerne in unterschiedlichen Formen und Möglichkeiten mit nach Hause geben: zum Beispiel als Tasse, T-Shirt oder in Form von selbsterstellten Impulskarten“, so Stephan Schubert. Diese Produkte können für den eigenen Haushalt verwendet oder an Freunde und Familie weiter verschenkt werden. „Kleiner Tipp: bald schon ist Weihnachten“, ergänzt Schubert augenzwinkernd.
Später sollen noch mehr Produkte – auch aus dem Lebensmittelbereich, von den Mitarbeitenden des Haus selbst produziert – hinzukommen.
Kurzum: Das Winfriedhaus lebt und bietet Raum für Veranstaltungen, die für die kirchliche wie außerkirchliche Kinder-, Jugend- und Familienarbeit wichtig sind. Und es strahlt aus in die Umgebung.
Fotos + Text: Elisabeth Meuser