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Bistum Dresden Meissen
Hoffnungsvoll miteinander im Gespräch (v.l.n.r.): Martina Breyer, Michael Kretschmer, Anna-Nicole Heinrich. © Amac Garbe
01. Dezember 2022

Ministerpräsident diskutierte auf dem SachsenSofa

am 28. November 2022 in Cainsdorf/Zwickau

Cainsdorf/Zwickau. Welche konkreten Akzente sollten Kirchen und Politik zu setzen? Was macht uns jetzt Hoffnung? Das waren die Fragen, über die am 28. November auf dem SachsenSofa Evangelischen Grund- und Oberschule Stephan Roth in Cainsdorf/Zwickau diskutiert wurde. Dazu baten die Evangelische Akademie Sachen und die Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen auf dem Sofa Platz zu nehmen. Als Gäste waren der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), die Vorsitzende des Katholikenrats des Bistums Dresden-Meißen Martina Breyer und die Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands Anna-Nicole Heinrich eingeladen.

Der erste Teil gehörte dem Rückblick. Wo sind eigentlich Risse in der Gesellschaft entstanden? Michael Kretschmer erinnerte daran, dass in den 90er Jahren keine so aggressive Stimmung wie heute geherrscht habe. Erst mit den Hartz IV-Reformen sei etwas kaputt gegangen. „Die stillschweigende Vereinbarung in den neuen Ländern: Die DDR-Wirtschaft hat es eben nicht überlebt und es ist ok, wenn du jetzt arbeitslos bist. Aus den Arbeitslosenempfängern wurden plötzlich Sozialhilfeempfänger. Ich glaube, dass dort ein wichtiger Bruch war, den man sehen muss.“ Der Ministerpräsident sprach sich dafür aus, dass in der Öffentlichkeit vielfältige Meinungen zugelassen und diskutiert werden müssten. „Sonst verhakt sich das immer mehr und wird immer schlimmer.“

Auf Kontakte aufbauen

Anna-Nicole Heinrich, mit 25 Jahren bei Amtsantritt die jüngste Präses der EKD-Synode, merkte an, dass genau solche Diskussionen während der Corona-Pandemie im Kleinen stattgefunden hätten. „Weil man nicht mehr so viel unterwegs sein konnte, sind Nachbarschaften wieder gepflegt worden. Wir haben gelernt, mit Menschen, mit denen wir sonst nicht in Kontakt treten würden, in der Krisensituation doch in Kontakt zu treten. Darauf kann man sehr gut aufbauen.“

„Ja, wir wollen wieder mehr ins Gespräch kommen. Aber wir müssen sie auf der Basis von Fakten führen, dass man sich auch durch die Argumente der Anderen bewegen lässt, aber nicht um eine Bühne zu haben, um bestimmte Statements zu wiederholen und das auch noch sehr laut“, ergänzte Martina Breyer.

Publikum bringt eigene Fragen ein

Dem Publikum in der mit 100 Menschen voll besetzten Turnhalle der Cainsdorfer Schule brannten viele Fragen unter den Nägeln. Wann kommt das Wahlrecht ab 16? Warum hat Putin diesen Krieg begonnen? Über das Verhältnis von Kirche und Staat. Eine Krankenschwester wünschte sich eine Entschuldigung aus der Politik für Dinge, die in der Corona-Zeit schiefgelaufen seien, und dass man sich nun gegenseitig vergeben solle, um nach vorn schauen zu können. Michael Kretschmer pflichtete bei: „Können wir nicht einfach nach vorn denken? Dass wir uns um die Ukraine-Hilfe kümmern, um unser Dorf, um die Schule?“

Ein Schüler wollte von den Podiumsgästen wissen, wie sich junge Menschen konkret einbringen können. Die junge Präses ermutigte, sich in Gremien zu engagieren und in Positionen mit Verantwortung und Handlungsmöglichkeiten hochzuarbeiten. Martina Breyer appellierte: „Halten Sie uns Ältere in Unruhe, in Bewegung. Es ist Ihre Zukunft, die auf dem Spiel steht. Engagieren Sie sich und machen Sie sich bemerkbar.“

Ein Mann sprach sich für mehr Gesprächsformate wie das SachsenSofa in den Regionen aus. Darauf antwortete MP Michael Kretschmer, dass auch er sich mehr Dialog auf breiter Ebene aus der Gesellschaft heraus organisiert wünsche: „Ergreift die Initiative, macht das, nehmt das in die Hand, es braucht ja nicht immer den Ministerpräsidenten.“

Eine Hoffnungskerze entzünden

Eine Pfarrerin äußerte ihr Unverständnis, dass die EKD-Synode Vertreter der Klimaschutzaktivisten „Letzte Generation“ eingeladen hätten. Anna-Nicole Heinrich freute sich über die Kritik: „Es ist wichtig, dass wir keine moralische Wolke aufbauen, in der Kritik nicht mehr möglich ist. Wir als evangelische Kirche, als EKD sagen: Wir können mit Menschen sprechen. Wir können Menschen einladen und wir können Menschen zuhören. Und wir können danach darüber diskutieren. Diskurs ist immer gut.“

Zum Abschluss erhielten die Podiumsgäste jeweils eine Kerze mit dem Schriftzug Hoffnung. Gleichzeitig hatten die Gäste im Saal eine kleine Kerze mit der Aufschrift „Hoffnungsmacher“ erhalten. Herr Kretschmer, Frau Breyer und Frau Heinrich entzündeten ihre Kerzen und gaben dann das Hoffnungslicht den Zuhörern mit auf den Weg.

Text: Iris Milde
Fotos: Amac Garbe

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