Junge Bandarbeit in der Gemeinde - Gottesdienst und Programm
Junge Bands im Gottesdienst
Merkregeln zur Vorbereitung und Zusammenarbeit
von Markus Guffler
Junge Bands für Gottesdienst und Programm
Zielstellung:
Es vereinfacht die Planung und Einschätzung der Band, wenn sie sich untereinander über die Ziele der einzelnen Bandmitglieder austauscht. Das vermeidet Rückfragen und erleichtert das Herangehen an Liedauswahl, Umsetzung und Absprache mit dem Umfeld.
Zum Beispiel:
- musikalischer Teil einer Gemeinde als Glied zur Ausgestaltung des Gemeindelebens
- christlich orientierte Musikgruppe, die Gemeinde unterstützt
- Musik als Verkündigungsmittel, als "Lockmittel" im gutem Sinn
- Wachmacher, Spiegelhalter, Übersetzer
- Text und Musik als Glaubensspiegel, gesungene Liturgie, Brücke
Planung:
Möglichst früh mit den Organisatoren des Gottesdienstes oder der Veranstaltung sprechen. Jeder spätere Termin als zur ersten Planung steigert die Kompromisse oder die Bauchschmerzen.
Viele "Schade" sind vermeidbar. Bei den Absprachen kommt es darauf an, solche Rahmenbedingungen auszuschließen, die dann zum holprigen Ablauf, Unsicherheiten, unbekannten Liedern sowie technischen und zeitlichen Engpässen führen.
Durch rechtzeitige Mitarbeit gewinnt man das Vertrauen der anderen "erfahrenen" Macher. Wer handelt und mitarbeitet, bestimmt auch den Ablauf. Nicht im Sinne der Eigenpräsentation, sondern so, dass es klappt.
Ältere Gemeindeglieder haben oft Vorurteile. Zeigt Ihnen Texte, Melodie und erklärt, warum und wie Ihr die Gemeinde einbinden wollt. Transparenz schafft Vertrauen. Oftmals regiert die Angst, dass die Band es nur krachen lassen will. Aber Vorsicht, bleibt bei Euren wohlüberlegten Vorschlägen und vertraut auf Eure Erfahrung. Nicht jeder gute Kirchenvater kann den Schwung und das Mitmachbedürfnis seiner Gemeinde einschätzen.
Hinterfragt Organisationen, für die Ihr spielt: Wer macht noch mit, und was ist das Ziel der Veranstaltung? Sagt ab, wenn Ihr das Gefühl habt, als frommes Sahnehäubchen agieren zu müssen.
Zeitplanung-Empfehlung:
Aufbau ca. 30 min
Soundcheck ca. 20 min
Ruhe ca. 15 min
event. Einsingen ca. 5 min
Für die GEMA ist grundsätzlich der Veranstalter zuständig. Für liturgische Veranstaltungen hat das Bistum einen Rahmenvertrag. Hinweise zum Notenkopieren und zu Aufführungsrechten hat das Bistum hier unter Mediennutzung und Urheberrecht zusammengestellt.
Gottesdienste:
Wer, wenn nicht wir soll den Schwung und pfingstliche Begeisterung in die vertrocknenden Gottesdienstgemeinden bringen. Gottesdienst heißt vor allem Gemeinschaft. Gute Aspekte stecken sicherlich in der Herangehensweise anglo- und lateinamerikanischer und afrikanischer Gemeinden an das Miteinander, Beten, Musizieren und Feiern.
Die Gemeinden müssen abgeholt werden. Das kann man mit bekannten Jugendliedern oder einem für die Band aufbereiteten Gesangbuchlied tun. Den Anteil neuer Lieder sollte man etwa bei 20-30% halten. Vorgetragene Lieder sind thematisch gut für Antwortgesänge oder die Ruhepausen des Dankes. Wenige Lieder lassen sich leicht an den Gottesdienst anhängen.
Refrain und leicht begreifbare Mitsingelieder werden gern angenommen. Meistens wollen auch alle mitmachen und sind nur unsicher, ob und wann sie mitmachen sollen. Wer steht schon gern und wartet, bis die Band fertig ist und das tolle Solo verklang.
Die Gemeinde braucht eine Kontaktperson in der Band, die lächelt, ermuntert und möglichst singt.
Entschuldigungen vor dem Spiel lieber vermeiden.
Bei Gottesdiensten lockert es unheimlich, wenn alle (auch die Zelebranten, diese sind ja schließlich auch Gemeinde) schon da sind und gemeinsam geübt wird. Nicht alles und den Rest dann während des Gottesdienstes. Singen ist Gemeinschaft, üben erlaubt und wohltuend auflockernd.
Liedauswahl:
Die Masse der heutigen Gottesdienstbesucher hatte seine Jugendzeit etwa von 1965-1980. Kramt in den Liedern der Anfangszeit, denn diese Leute singen gern und nehmen auch neue Arrangements und Lieder an.
Unfromme Lieder des Lebens sind erlaubt, auf ihr Umfeld sollte man schauen, um bei bekannten Sachen unsinnige Querverbindungen auszuschließen.
Weitere Quellen findet man in den Handreichungen der Arbeitsgemeinschaft Musik in der ev. Kirche, Liederbüchern des BDKJ, bei Liedermachern, in Musicals, Musiktheater und bei deutschen Rockern.
Beim Gottesdienst ist die Band Glied und Vertreter der Gemeinde und nicht Showmaker.
Jedes Verhalten wird als Zeichen gesehen und gewertet.
Hilfen zur Gottesdienstplanung mit leeren Liederlisten und Notentipps gibt es hier unter Arbeitshilfen.
Programme:
Sind erst einmal weitaus schwieriger, denn hier seid Ihr die Hauptsache. Die Menschen kommen nicht so selbstverständlich wie zum Gottesdienst, sondern Euretwegen und wollen Eure Meinung hören. Das bedeutet auch einen erhöhten Werbeaufwand.
Wer sich nicht traut, sollte mit einem kleinen Konzert nach dem Gottesdienst beginnen oder sich in Veranstaltungen zwischendurch als Programmbinder einklinken.
Je nach Zuhörern müsst Ihr auswählen:
- Glaubensbekräftigung
- Missionierung (?)
- qualitative Unterhaltung
- musikalische Denkanstöße
Technik:
Weniger ist meistens mehr. Schließt Unsicherheiten durch konsequente Nutzung funktionierender Technik aus. Bevor etwas Neues dazukommt, sollte man das Vorhandene voll ausloten.
Lautstärke lieber von leise nach laut regulieren als zwischendurch andersrum, besser jedoch durch Dynamik und Spielintensität ersetzen. Wichtig ist ein aktiver Zuhörer mit Blickkontakt, der Euch Hinweise zur Lautstärke zwischendurch gibt.
Jeder Raum atmet einen Geist, dem man sich anpassen muß.
Kosten:
Grundsätzlich sollte man kostenlos in der eigenen Gemeinde und dann spielen, wenn man bereits gefördert wurde (Probenraum, Technik, Weiterbildung).
Kosten entstehen trotzdem und auch dann, wenn nur geprobt wird. Um Verständnis zu erreichen, sollte man seine Kalkulation und echten Preise offenlegen.
Dazu gehören PA, Transportkosten (nicht nur Benzingeld), Telefon und Porto, Kleinteile, Probenraum und Energie.
Persönliche Instrumente jedoch nicht.
Bei Fremdveranstaltern solltet Ihr einen Vertrag abschließen. Wichtig sind die Haftung, die Unkosten, Gage, Absageklausel und der Zeitplan.
Wenn jedoch bei Gemeindefeiern viel Geld für Essen und Trinken da ist, kann auch etwas für die armen Musiker abfallen.
Gefahren:
Nabelschau - Hinterfragt Euch selbst, warum machen wir jetzt gerade das und warum spielen wir gerade jetzt und für wen tun wir das.
Insidersprache - Testet die Verständlichkeit von Wort und Musik und lasst Euch kritisieren.
Technik satt - Wen interessiert das neue Effektgerät oder der soundgeladene Hall?
Favoriten - Bandmitglieder und Veranstalter sollten bei Lieblingsliedern kritisch sein. Auch Renner wie "Freiheit" oder das "Kolpinggrablied" hatten schon ihre Zeit.
Peinliches Nachspielen - Ganz bekannte Sachen lieber vermeiden oder neue Versionen erfinden.
Zerstrittene Bands sollten erst einmal nicht spielen.