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Bistum Dresden Meissen
10. Juni 2020

„Alle müssen sich bewegen, um Kultur zu verändern“

Erstmals schließt ein digitales Seminar das „Kirche im Mentoring“-Programm ab

Bonn/Paderborn. Im Zuge der Beschränkungen der Corona-Pandemie hat der Abschluss der aktuellen Gruppe von „Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“ digital stattgefunden. Beim Festakt per Videokonferenz gestern Abend, 9. Juni, gratulierte der Erzbischof von Paderborn, Erzbischof Hans-Josef Becker, den 20 Frauen aus acht (Erz-)Diözesen und zwei Hilfswerken. Er sprach Bewunderung für das flexibel entstandene dreitägige Online-Seminar sowie andere kirchliche Veranstaltungen aus, die in der Corona-Zeit nicht ausfallen müssen: „An dieser Situation begreifen wir: Alle müssen sich bewegen, um Kultur zu verändern! Das gilt nicht nur für die Digitalisierung, das gilt auch für das Thema Frauen in Führungspositionen in der katholischen Kirche.“ Erzbischof Becker sprach sich dafür aus, die von der Deutschen Bischofskonferenz benannte Frauenquote für Führungspositionen von 30 Prozent zu steigern. „Wir wollen alles dafür tun, den Anteil von Frauen in Führungspositionen noch weiter zu erhöhen, denn da ist noch Luft nach oben.“ Gleichzeitig wünsche er sich mehr qualifizierte Bewerbungen von Frauen, sagte der Erzbischof.

Das Erzbistum Paderborn ergreift nach Aussage Erzbischof Beckers mehrere Maßnahmen zur Steigerung des Anteils von Frauen in Leitungspositionen. So würden Leitungsstellen mit dem Hinweis ausgeschrieben, dass auch eine Tätigkeit in Teilzeit möglich sei, man könne abwechselnd im Homeoffice und im Büro arbeiten und als neues Leitungsmodell gingen erste Führungstandems an den Start. „Führung im Team wird als eine Möglichkeit gesehen; sie ist in den Prinzipien der Organisation im Erzbischöflichen Generalvikariat grundgelegt,“ betonte Erzbischof Becker. Zudem arbeite man daran, „alle Berufsgruppen, besonders auch die pastoralen“, für das Mentoring-Programm zu gewinnen.

„Mit unserem Mentoring-Programm bringen wir die Stimme von Frauen in unserer Kirche deutlich zu Gehör. Frauen, die Leitungsaufgaben in der Kirche übernehmen wollen und können, werden sichtbar“, sagte die Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof. „Durch das Mentoring-Programm wird unsere Kirche vielfältiger und weiblicher.“ Die als Mentee teilnehmenden Frauen, ihre Mentorinnen und Mentoren sowie Mitarbeitende aus den Personalabteilungen, die in einer Steuerungsgruppe das Mentoring-Programm begleiten und weiterentwickeln, trügen dazu bei, Frauen in tragenden Positionen vermehrt einzubinden und so die Kirche von Innen heraus zu verändern.

Prof. Dr. Kreuter-Kirchhof verwies auf das ungebrochene Interesse an den Plätzen im Mentoring-Programm. Für den kommenden, bis 2022 dauernden Durchgang, haben sich mit 64 Frauen so viele angemeldet, wie noch nie. „Dies freut uns, es bestärkt uns in unserer Arbeit und verleiht uns und unserem Programm Flügel auf unserem weiteren, gemeinsamen Weg“, sagte sie. „Wir wollen als Frauen und Männer gemeinsam unser Ziel erreichen, den Anteil von Frauen an kirchlichen Führungspositionen auf 30 Prozent und mehr erhöhen.“

An der dreitägigen digitalen Abschlussveranstaltung mit Seminaren, Gottesdiensten und gemeinsamen Pausenräumen nahmen insgesamt 60 Personen teil. Ursprünglich war die Veranstaltung in der Katholischen Akademie Schwerte geplant. Teilnehmende der (Erz-)Bistümer Köln und Münster bezogen jeweils einen großen Raum eines diözesanen Tagungshauses und nahmen als Gruppe am Online-Festakt teil. Zu diesem öffentlichen Teil hatten die Mentees ihre Vorgesetzten eingeladen und die Projekte vorgestellt, denen sie sich ein Jahr lang gewidmet haben. „In diesem Jahr stellten die Mentees ihre Präsentationen innerhalb kürzester Zeit auf digital übermittelbare Formate um und bewiesen einmal mehr, wie schnell und kompetent sie auf neue Herausforderungen reagieren und agieren können,“ erklärten die Projektleiterinnen Alexandra Schmitz und Elena Stötzel. „Die aus der Not geborene Veranstaltung sehen wir als ein Mehrwert des Mentoring-Programms, weil dadurch digitales Netzwerken erlebbar wurde und digitale Kompetenzen erworben wurden. Die Mitwirkenden können diese Möglichkeit künftig stärker zum Austausch nutzen.“

Die 20 Mentees kommen aus den (Erz-)Bistümern Paderborn (3), Köln (3), Osnabrück (2), Dresden-Meißen (2), Münster (2), Berlin (1), München und Freising (2) und Limburg (2) sowie den Hilfswerken Renovabis (1) und Agiamondo (2).

Hintergrund:

„Kirche im Mentoring – Frauen steigen auf“, das Programm zur Steigerung des Anteils von Frauen in Leitungspositionen in der katholischen Kirche, wird vom Hildegards-Verein in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz für die (Erz-)Bistümer durchgeführt. Es zielt darauf ab, Frauen zu ermutigen, eine Führungsposition innerhalb der katholischen Kirche zu übernehmen. Das Programm will darüber hinaus zu einer geschlechtergerechten Personal- und Organisationsentwicklung beitragen, für den Arbeitsplatz Kirche werben und eine nachhaltige Nachwuchssicherung ermöglichen. Das im Jahr 2015 gestartete Programm ist zukunftsweisend, weil es erstmalig alle (Erz-)Bistümer einlädt, sich zu beteiligen und auf diese Weise bundesweit netzwerkbildend wirkt. Es schafft einen Pool von Nachwuchskräften, auf den alle Bistümer künftig zurückgreifen können. In den vergangenen vier Jahren haben insgesamt 96 Frauen aus 19 verschiedenen (Erz-)Bistümern, fünf Hilfswerken und zwei Diözesancaritasverbänden am Mentoring-Programm teilgenommen.

Mit dem Vorhaben folgen die Bistümer einer Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2013, den Anteil von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen zu erhöhen. Bei der Frühjahrs-Vollversammlung 2019 setzten sich die Bischöfe die Zielmarke, den Frauenanteil in den Leitungspositionen der Diözesen auf ein Drittel und mehr zu steigern. Im Jahr 2023 sollen dazu aktuelle Zahlen erhoben werden.

Hildegardis-Verein / Deutsche Bischofskonferenz