Dresdener Friedhöfe kämpfen mit einem Appell an den Stadtrat um ihren Erhalt
Gemeinsames Schreiben der Friedhofsträger
In einem gemeinsamen Schreiben haben sich kommunale, evangelisch-lutherische, katholische und jüdische Dresdner Friedhofsträger, sowie die Superintendenten der Kirchenbezirke Dresden Mitte und Dresden Nord an die Dresdner Stadtratsfraktionen gewendet. Die Friedhöfe bitten darin um die Erhöhung städtischer Fördermittel entsprechend des 2018 beschlossenen Friedhofsentwicklungskonzepts.
Kaum eine andere Stadt Deutschlands hat so viele Friedhöfe mit einem derartigen Reichtum an Kulturdenkmälern, historischer Handwerkskunst und artenreichen Grünflächen zu bieten. Oft genug dienen die Stadtteilfriedhöfe den Anwohnern nicht nur der Wahrung der Totenruhe, der Erinnerung, Besinnung und der Trauerbewältigung, sondern auch der Erholung. In ihnen spiegelt sich die Kulturgeschichte Dresdens wieder, sie leisten einen Beitrag zu Stadtklima und Artenschutz und bieten regionalen Handwerksbetrieben eine Lebensgrundlage.
Inzwischen droht dieser Reichtum verloren zu gehen: Durch das hohe Alter der Gebäude, Mauern, Baumbestände und Grabdenkmäler in Kombination mit einer sich zunehmend vom persönlichen Grab weg entwickelnden Bestattungskultur, haben die Friedhöfe große Finanzierungsprobleme. Viele Sanierungsarbeiten mussten aus diesem Grund jahrzehntelang aufgeschoben werden – bis Grabdenkmäler und Mauern aus Standsicherheitsgründen letztendlich abgebaut werden mussten.
„Lange Zeit steckten die Friedhöfe bei der Förderung geduldig zurück – jetzt aber ist der Punkt erreicht an dem massiver kultureller Substanzverlust droht, tritt hier keine Veränderung ein.“ – mahnen die Friedhofsträger in ihrem Schreiben an den Stadtrat.
Das Friedhofsentwicklungskonzept (FEK) wurde im November 2018 einstimmig vom Dresdner Stadtrat beschlossen und hat den Erhalt der 58 Dresdner Friedhöfe zur Prämisse. Darin wird auch verdeutlicht, wie groß das aktuelle Finanzierungsdefizit der Friedhöfe ist: 2019 erhielten die 58 Friedhöfe Dresdens zusammen Fördermittel in Höhe von 624.000 € für Grünpflege, Baumaßnahmen und den Erhalt von Grabdenkmalen und Grabstätten besonderer Persönlichkeiten. Der jährliche Bedarf wird jedoch im FEK 2018 auf 1.263.637 € geschätzt.
Dieser Wert ließe sich bereits jetzt deutlich nach oben korrigieren: durch die gestiegenen Baukosten, den fortschreitenden Verfall der Anlagen und die massiven Schäden an den Baumbeständen durch die lange Trockenheit der letzten Jahre. Die Friedhofsträger kritisieren daher, dass der beantragte Mehrbedarf trotz des Konzeptbeschlusses nicht bereits im Doppelhaushalt 2019/2020 Berücksichtigung fand. Mit dem Schreiben werden die Stadtratsfraktionen daher an die Situation der Dresdner Friedhöfe erinnert und zu einem Ortstermin auf den Neuen Annenfriedhof eingeladen, um miteinander dazu ins Gespräch zu kommen.