Erklärung der katholischen Bischöfe von Erfurt, Dresden-Meißen und Fulda zu den Ergebnissen der Landtagswahl in Thüringen
am 1. September 2024
Erfurt. Thüringen hat gewählt. Das Thüringer Wahlergebnis fordert uns alle heraus. Die Bildung einer neuen Landesregierung wird unter den gegebenen Umständen sehr schwer werden. Wir appellieren an alle demokratischen Parteien, sich zum Wohle unseres Landes rasch auf eine arbeitsfähige Koalition zu einigen, auch jenseits bisher geübter Konstellationen. Wir brauchen eine stabile und verlässliche Regierung, die die Probleme unseres Landes mit Herz und Zuversicht anpackt. Wir Bischöfe ermutigen alle Verantwortlichen, den Willen zur gemeinsamen Problemlösung stets über die eigenen parteipolitischen Ziele zu stellen. Wir sind überzeugt, dass dies der einzige Weg ist, um die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern und die Menschen, die der Demokratie generell nicht mehr vertrauen, wieder zurückzugewinnen.
Die AfD hat ein historisch hohes Wahlergebnis erzielt. Erstmals verfügt die AfD in einem deutschen Parlament über eine Sperrminorität, was die Arbeit im Landtag und die politische Arbeit in Thüringen insgesamt sehr erschweren kann. Wir Bischöfe sind weiterhin offen und bereit, mit den Wählerinnen und Wählern der AfD den Dialog zu suchen. Gleichwohl betonen wir erneut, dass eine völkisch-nationalistische Programmatik, wie sie die AfD vertritt, nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar ist.
Vor allem aber sind wir Bischöfe in großer Sorge um das gesellschaftliche Klima in Thüringen. Dass sich Menschen mit Migrationshintergrund nun um ihre Sicherheit sorgen, dass nicht wenige Menschen ernsthaft erwägen, Thüringen zu verlassen oder dass Unternehmen ihre Zukunft in unserem Land infrage stellen, ist nicht hinnehmbar. Wir hoffen, dass es den demokratischen Kräften im Thüringer Landtag gelingt, ihre Positionen stark einzubringen und sich für eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen in Thüringen einzusetzen.
Wir werden unseren Teil dazu beitragen, dass Thüringen ein freundliches und weltoffenes Land bleibt. Unsere vordringliche Aufgabe ist und bleibt, für den Schutz der Würde des Menschen einzutreten, gerade an der Seite der Schwachen.
Dr. Ulrich Neymeyr, Bischof von Erfurt
Heinrich Timmerevers, Bischof von Dresden-Meißen
Dr. Michael Gerber, Bischof von Fulda