„Gott ist auch heute am Werk“
Feier der Missa Chrismatis in der Dresdner Kathedrale
Dresden. In der Dresdener Kathedrale wurde heute Vormittag, 14. April, die Missa Chrismatis gefeiert – jener besondere Gottesdienst, im Rahmen dessen die Heiligen Öle für die Spendung der Sakramente im gesamten Bistum geweiht werden. Bischof Heinrich Timmerevers stand der Feier vor, bei der neben dem Chrisam auch das Katechumenenöl und das Krankenöl geweiht wurden. Er erinnerte daran, dass diese heiligen Öle im Laufe des kommenden Jahres etwa bei Taufen, Firmungen, Krankensalbungen oder Priesterweihen Verwendung finden werden, „damit über diejenigen, die gesalbt werden, die Gaben des Heiligen Geistes kommen.“
In seiner Predigt blickte Jesuitenpater Clemens Blattert als Gast des Tages auf seine Zeit als Studentenseelsorger in Leipzig zurück, die er als „prägende Zeit“ bezeichnete, die ihm „Rückenwind“ für sein weiteres Wirken gegeben habe. So habe er dabei die Erfahrung gemacht – „es geht auch anders“, etwa mit Blick auf bescheidenere finanzielle Möglichkeiten. Und: „Du musst nicht alles alleine machen.“ Immer habe es Frauen und Männer gegeben, die sich engagieren, mitmachen wollten. Auch in den Menschen, die sich als Erwachsene taufen oder firmen lassen wollten, habe er „Zeichen für das Wirken Gottes“ gesehen.
Frust und Hoffnung
Sechs Jahre wirkte Pater Blattert von 2009 bis 2015 als Studentenpfarrer in Leipzig. Anschließend übernahm er die Verantwortung für die Berufungspastoral seines Ordens und initiierte die Zukunftswerkstatt in Frankfurt/M. Seit 2022 widmet er sich dem Aufbau des Berufungscampus in Sankt Georgen. Außerdem ist er Direktor des Zentrums für Berufungspastoral der Deutschen Bischofskonferenz.
In seiner heutigen Tätigkeit in der Berufungspastoral erlebe er viel Frust in der Kirche – etwa im Blick auf sinkende Berufungszahlen, fehlende Finanzen oder wechselseitige Vorwürfe von Bistumsleitungen gegenüber Priestern und umgekehrt. Auch den Orden der Jesuiten hätten im vergangenen halben Jahr eine Reihe Mitbrüder verlassen. „Das tut mir weh“, so der Jesuitenpater, „wenn Kirche nicht mehr als Freiheitsort erkannt wird.“
Hoffnung mache ihm zugleich ein Wort von Papst Franziskus: „Die Welt, in der wir leben und die in all ihrer Widersprüchlichkeit zu lieben und ihr zu dienen wir berufen sind, verlangt von der Kirche eine Steigerung ihres Zusammenwirkens in allen Bereichen ihrer Sendung. Genau dieser Weg der Synodalität ist das, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet.“
Verändertes Kirchengesicht
Pater Blattert regte dazu an, den Wunsch einer Jugendsynode aufzugreifen, die der Kirche eine Veränderung ihres Gesichts vorgschlagen habe, damit alle gerne zu dieser Kirche beitrügen. Und er ermutigte seine Zuhörer, eine „innere Haltung der Berufung als Lebensstil“ anzunehmen. Zugleich sei es wichtig, gleich einem Pilger Grenzen zu überschreiten, „altes loszulassen“ und „Freiraum“ zu entfalten: „Gott ist auch heute am Werk“, so der Jesuitenpater, der im Anschluss an die feierliche Eucharistie auf einem Studientag für alle Seelsorger im Haus der Kathedrale als Referent sprach.
Die Missa Chrismatis versammelte einen große Anzahl der Priesterschaft des Bistums in Dresden, darunter die Mitglieder des Domkapitels, viele Diakone, Gemeindereferentinnen und -referenten sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pastoral. Zu den Konzelebranten gehörten unter anderem die emeritierten Bischöfe Joachim Reinelt (Dresden-Meißen) und Dr. Konrad Zdarsa (Augsburg) sowie Generalvikar und Domdekan Andreas Kutschke.
Text/Fotos: Michael Baudisch