Überwältigt von den Eindrücken, dankbar für das Erlebte
Rom-Tagebuch II. - Die Kapellknaben auf Pilgerfahrt...
Rom. Am Ende des 2. Oktobers, nach 19 Stunden auf den Beinen, schnappte sich Domkapellmeister Christian Bonath auf der Bus-Rückfahrt ins Pilger-Quartier das Mikro und fasste sich kurz: "Danke Jungs, das war großes Kino. Ich bin stolz auf Euch." Es war ein Tag, den die 35 nach Rom gereisten Kapellknaben sicher nicht vergessen werden. Und der begann um 5 Uhr am Morgen, als die Wecker in den Zimmern klingelten. Um 6 Uhr stiegen die Sänger, bereits in ihre liturgischen Gewänder gekleidet, in den Reisebus, Frühstück gab es auf der Fahrt zum Vatikan.
Das Warten auf den Einlass in den abgesperrten Bereich wurde spontan mit Einsingen überbrückt - unterbrochen von manchem Gähnen. Der Dresdner Domzeremoniar Dr. Samuel-Kim Schwope erklärte der Pilgergruppe den Ablauf einer Privataudienz beim Papst und schloss mit den Worten: "Es kann so kommen oder auch ganz anders. Franziskus ist für seine Spontanität bekannt." In einem Nebenraum der riesigen Audienzhalle nahmen alle 7.30 Uhr Platz, der Beginn war für 8 Uhr avisiert. In der Zeit des Wartens war es feierlich still im Raum. "Ich bin jetzt gut zwei Jahre Leiter der Kapellknaben, aber so leise habe ich den Chor noch nie erlebt", sagte Bonath später.
Persönliche Begegnungen mit Papst Franziskus
Sieben Minuten vor dem geplanten Start kam Papst Franziskus. Zur Begrüßung sangen die Kapellknaben eine Vertonung des 150. Psalmes des brasilianischen Komponisten Ernani Aguiar. "Von Herzen heiße ich euch willkommen, und ich danke dem Chor für seinen schönen Gesang. Danke", eröffnete der Pontifex seine Ansprache. Später erklärte er: "Euch, den Dresdner Kapellknaben, möchte ich für Euer besonderes Zeugnis danken. Die Kunst im allgemeinen, aber insbesondere auch die Musik, ist eine Sprache, die von allen verstanden wird und die in der Lage ist, die Menschen anzusprechen, zu inspirieren und aufzurichten."
Als zweites Stück sangen die Jungs und jungen Männer das von Christian Bonath extra für diesen Anlass komponierte "Laudato si", vor zehn Jahren hatte Franziskus eine Enzyklika mit diesem Titel veröffentlicht. Eine Partitur schenkten der Chor dem Papst, eine ließen sie von ihm signieren. "Die bekommt jetzt einen Ehrenplatz im Kapellknabeninstitut", erklärte der Domkapellmeister. Anschließend durften alle Franziskus persönlich die Hand schütteln, dabei wurden ihm Rosenkränze zum Segnen gereicht und ein Neues Testament zum Unterschreiben. Alle Wünsche erfüllte der 87-Jährige mit großer Geduld, lächelte oft.
Besuch in der Deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl
Die Pilger erhielten ein Andenken an diesen besonderen Tag in Form einer päpstlichen Münze. Nach der Audienz wartete der Pontifex kurz vor der Halle, diesen Moment nutzten einige Kapellknaben für einen spontanen Schnappschuss. Anschließend begleiten sie den im Rollstuhl sitzenden Papst auf dem Weg zum Petersplatz, dem Ort des Eröffnungsgottesdienstes der Weltsynode. Die Sänger mussten sich sputen, schließlich sollten sie bereits eine halbe Stunde vor dem Beginn singen und damit die tausenden Gläubigen auf die heilige Messe einstimmen. Und das machten sie mit großem Einsatz, zig Lautsprecher übertrugen den Gesang auf den riesigen Platz.
"Man realisiert das erst wirklich, wenn alles vorbei ist und die Massen sieht, wie sie vom Petersplatz weggehen", erklärte Sopran Leander Gaßmann. Der Chorleiter ist überzeugt, dass "das was mit den Jungen machen wird". Im Anschluss an den Gottesdienst war die Gruppe in die Deutsche Botschaft am Heiligen Stuhl eingeladen. Nach dem Mittagessen gab der Chor ein Minikonzert, sang "Virga Jesse" von Anton Bruckner. Als der letzte Ton verklungen war, hielt Sachsens Kultusministerin Barbara Klepsch eine Ansprache und behielt ihr Manuskript in der Tasche. "Was soll ich da jetzt noch sagen?", begann sie ihre Rede. "Ihr habt uns und dem Heiligen Vater eine große Freude gemacht. Ihr seid unglaublich gute Botschafter und die musikalische Visitenkarte des Freistaates Sachsen. Danke für Eurer großes Engagement." Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert sprach von "Gänsehautmomenten im Vatikan." Mit einem Abendessen in Trastevere klang der Tag aus. Spiritual Michael Kreher blickte im Abendgebet auf ihn zurück.
Quelle: www.kapellknaben.de