„Um glücklich zu sein, braucht man kein Geld“
Kinderwallfahrt der sorbischen Pfarreien nach Rosenthal
Rosenthal. „Rate nicht! Ich sage dir: Rate nicht, wer mein Freund ist. Das ist Gottes Sohn im Himmel. Voller Hoffnung gehe ich zu ihm, zu ihm gehe ich. Er begleitet mich die ganze Zeit, gibt mir seinen Rat im Gebet.“ Kräftig erfüllten die Worte und die Melodie dieses bekannten und beliebten sorbischen Kinderliedes – ja, inzwischen zweifellos schon eines religiösen Schlagers bei Generationen von Kindern – am Mittwoch, 26. Juni, die Rosenthaler Wallfahrtskirche, wo sie aus den Kehlen von mehr als 500 Kindern und ihrer Begleiter erklangen. Aus allen sorbischen Pfarrgemeinden – von der Wittichenauer bis zur Ostroer und der Bautzener bis zur Nebelschützer – waren sie nach Rosenthal gepilgert, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern und danach bei Spiel und Spaß Gemeinschaft zu pflegen. In den meisten Pfarreien – außer der Nebelschützer – fand in diesen Tagen die Religiöse Kinderwoche (RKW) statt, die in diesem Jahr unter dem Motto „pace e bene – einfach leben mit Klara & Franz“ steht. „Pace e bene“ ist Italienisch und heißt Frieden und Liebe.
Wirklicher Reichtum
Den Gottesdienst feierte der Crostwitzer Pfarrer Měrćin Deleńk, eine kleine Gesangsgruppe von Kindern der dortigen Pfarrei sowie Musiker rund um Michał Cyž am E-Piano umrahmten die heilige Messe. In der Predigt stellten drei Helfer der RKW in Ralbitz – Anastasia Rauer, Theresa Näther und Fabian Robel – eine Spielszene zum Thema des dritten Tages der diesjährigen RKW vor. Dort ging es darum, wie die heiligen Klara und Franz auf allen Reichtum verzichteten und sich bewusst für ein einfaches Leben und in Armut entschieden. haben Als Reisende haben Anastasia Rauer und Fabian Robel den Ort Assisi entdeckt. Auf einer weißen Leinwand war dazu unter anderem die dortige Basilika Santa Chiara zu sehen, die der heiligen Klara geweiht ist. Beide dachten darüber nach, was Reichtum bedeutet und worin er sich zeigt. Indem sie einige Aspekte aufzählte – ein eigenes Zuhause, ein Dach über dem Kopf, Familie, Auto, die Möglichkeit ärztlicher Hilfe, wenn man krank ist. Anastasia Rauer stellte fest: „Wir – du und ich – sind vielleicht nicht reich, aber wir haben genug zum Leben, und ehrlich gesagt noch viel, viel mehr.“ Unterwegs trafen sie die Klarissin Lioba, gespielt von Theresa Näther. Sie erzählte ihnen viel Interessantes aus dem Leben damals und besonders der heiligen Clara. Mit Blick auf ihre Ausführungen über Klara, aber auch Franz, stellten Anastasia Rauer und Fabian Robel zusammenfassend fest: „Sie waren auf andere Weise reich: durch die Dankbarkeit der Menschen, die Zufriedenheit, sich für sie einsetzen zu können, wirklich so, wie Jesus zu leben. Um glücklich zu sein, braucht man kein Geld. Und Zufriedenheit und Dankbarkeit, Freude und Glück kann man nicht mit Geld kaufen.“
Stärkung
Nach der Heiligen Messe konnten sich die Kinder beim Mittagessen stärken und auf vielfältige Weise die Zeit verbringen: Ob tanzen, balancieren, Karten und Steinchen bemalen, trommeln oder Volleyball, Fußball oder Wikingerschach spielen – die beiden Referentinnen der Räckelwitzer Dekanatsstelle für Kinderseelsorge Sabine Lange und Claudia Kilank sowie die Verantwortlichen in den Pfarrgemeinden haben wieder für ein reiches Angebot rund um die Kirche sowie auf der Wiese hinter ihr gesorgt.
„Gott ist die Liebe“
Die Wallfahrt endete mit einer gemeinsamen Andacht in der Wallfahrtskirche, in der die sorbische Auerbacher Schulschwester Alojsia Rötschke, die aus Sollschwitz bei Wittichenau stammt und derzeit im österreichischen Maria Schutz lebt und wirkt, auf Fragen der Kinder antwortete. Diese konnten sie während der Mittagspause auf einen Zettel schreiben und in einen Kasten an der Kirche werfen. In einem Gespräch stellte Moderatorin Bettina Wenderoth aus Crostwitz diese Fragen dann an Schwester Alojsia. So interessierten sich die Kinder zum Beispiel dafür, welche Regeln die Ordensfrau in ihrem Orden zu befolgen hat, wie Freunde auf ihre Entscheidung, ins Kloster einzutreten, reagiert haben, oder was sie dazu bewogen hat, Ordensschwester zu werden. Der entscheidende Impuls dazu war eine Erinnerung an das, was sie als Kind gelernt hat: „Gott ist die Liebe.“ Weiter führte sie aus: „Gott der Herr kommt am besten in mein Herz. Ich muss also mein Herz öffnen. Und das habe ich getan. Ich habe mich getraut und hatte Vertrauen: Jetzt ist es Zeit, mein Herz zu öffnen.“ Sie empfahl auch den Anwesenden, dass sie ihre Herzen ebenfalls Gott öffnen.
Nach dem sakramentalen Segen und unter den Klängen des sorbischen Marienwallfahrtsliedes „Miłosćiwa“ machten sich die Kinder und ihre Begleiter wieder auf den Heimweg – bestärkt im Vertrauen, dass Jesus sie begleitet, dass er mit ihnen ist und in Nöten, Sorgen unterstützt und ihnen im Leben hilft, wie sie es in der dritten Strophe des eingangs zitierten Liedes „Freund“ besangen.
Judith Wenk / Fotos: Rafael Ledschbor