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Bistum Dresden Meissen
Bischof Heinrich Timmerevers legte bei einer Andacht jedem Taufbewerber einzeln die Hände auf, segnete sie und überreichte das Glaubensbekenntnis. © Michael Baudisch
10. März 2025

Wenn Gott anklopft

Mehr als vierzig Frauen und Männer nahmen am 8. März an einem Taufbewerbertreffen in Dresden teil

Dresden. Über vierzig Frauen und Männer sind an diesem sonnigen Samstagvormittag im Haus der Kathedrale in Dresden zusammengekommen. Darunter junge und ältere, Krankenschwestern und Manager, Studenten und LKW-Fahrer. Sie kommen aus allen Regionen des Bistums: aus der Oberlausitz oder dem Vogtland, aus Leipzig oder Chemnitz, aus Freiberg oder Dresden. Was sie verbindet: Sie alle wollen sich taufen lassen.

Seit längerem bereiten sie sich einzeln oder in kleinen Gruppen darauf vor – unterstützt von Seelsorgerinnen und Seelsorgern ihrer Heimatorte. Gemeinsam mit ihren Begleitungen und etlichen Priestern und Ordensleuten sitzen sie nun in dem großen Saal zusammen, wo Pfarrer Dr. Stephan George durch den Tag führt. Der macht schnell klar, dass diese Begegnungen mit ihnen, mit Menschen, die sich auf den Weg zur Taufe gemacht haben, auch für die Seelsorger ein großes Geschenk ist. „Durch sie merken wir, welche Fragen sie stellen, in welcher Sprache wir sprechen sollen.“

Vielfältige Wege zum Glauben

Dann beginnen die Gäste, von ihren unterschiedlichen Wegen zum Glauben zu erzählen. Und diese Wege sind genauso vielfältig wie die Personen, die an diesem Tag zusammengekommen sind. Es herrscht eine ruhige, offene Atmosphäre im Raum. Und doch ist manchem die Anspannung anzuspüren, beim Sprechen über diese tiefe, persönliche Entscheidung, sich taufen lassen zu wollen.

Da ist der Unternehmer, der der Liebe zu einer Katholikin wegen zunächst in die Oberlausitz und dann zum Glauben fand. Da ist der 25-jährige aus Riesa, der über Youtube-Videos anfing, sich mit Fragen der Religion zu beschäftigen. Die Leipzigerin, deren Kinder in einer katholischen KiTa waren und die dadurch den Anschluss an die Gemeinde fand. Ein junger Mann aus Freiberg sagt, er habe einen Ruf verspürt. Er ging in die Kirche, begann in der Bibel zu lesen und zu beten. Ein junger Chemnitzer wurde mit zwei Todesfällen in seiner Familie konfrontiert und fand darüber seinen Weg um Glauben. „Ich brauchte etwas, das ich noch nicht kannte“, sagt er. Eine andere Frau hatte einen katholischen Mann geheiratet. Sie setzte sich daraufhin mit dem Glauben auseinander, „damit ich weiß, warum ich nicht hingehe.“ Doch es kam anders.

Mehrere beschreiben eine „besondere Ruhe“, die sie durch die Teilnahme an einem Gottesdienst verspürten. Mitunter führten Wege auch über Widerstände hinweg. Wie bei Anne, die – obwohl konfessionslos – gerne einmal in die nahegelegene Kirche gegangen wäre, die ganz in der Nähe ihres Zuhauses gleich um die Ecke lag. Doch ihr damaliger Partner wehrte ab und machte ihr diesen Gedanken madig. Als die Beziehung endete, machte sie sich allein auf den Weg.

Wunderbare Begegnungen

Über ihre Auseinandersetzung mit dem Glauben fand sie auch Christian, mit dem sie heute verheiratet ist und der sie an diesem Vormittag begleitet. Er schildert aus seiner Sicht ihre erste Begegnung, die über Freunde zustande kam. Als Anne mit einer kurzen Nachricht auf sein Smartphone nach einem weiteren Treffen fragte, freute er sich, bis er hörte, sie wolle mit ihm über seinen Glauben sprechen. Nun wird auch Christian unsicher. Er ist Katholik, aber was kann er über seinen Glauben berichten? Er beschäftigt sich mit Päpsten und Kirchengeschichte. Doch das Treffen verläuft anders als erwartet. Annes Fragen gehen in eine ganz persönliche Richtung: Was bedeutet ihm der Glauben? So beginnt er frei über seine persönlichen Erlebnisse zu sprechen.

Auch Bischof Heinrich Timmerevers nimmt an dem Treffen von Anfang an teil. Er sagt, für ihn zählten diese Begegnungen alljährlich „zu den schönsten Terminen“ im Jahr, wenn man sehe, „wie Gott am Werk ist“, so der Bischof. In seiner Ansprache wird er auch davon sprechen, dass Gott "angeklopft hat, durch eine Situation, durch andere Menschen. Die Wege Gottes zum Glauben sind so viele, wie es Menschen gibt." Zugleicht ermutigt er: "Gott ruft einen jeden mit unserem Namen, unserer Lebenserfahrung, dem, was uns geschenkt ist. Es ist der Weg Gottes mit ihnen." 

Segen für die Taufbewerberinnen und -bewerber

Ein Teilnehmer des Tages beherrscht Aramäisch, die Sprache Jesu. Ihn bittet der Bischof zu Mittag, das Vaterunser in seiner Muttersprache zu beten. Nach einer Stärkung bei einem gemeinsamen Mittagessen geht es dann in die nahegelegene Kathedrale, wo die Taufbewerber in aller Regel in der kommenden Osternacht auch von Bischof Heinrich getauft werden.

Mit einer Andacht und einem emotionalen Moment endet der Tag: Die Gruppe steht vor dem Altar im Kreis, als der Bischof jedem einzeln zunächst schweigend die Hände auflegt, sie anschließend segnet und ihnen das Glaubensbekenntnis überreicht. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Taufe ist damit heute für diese Frauen und Männer geschafft.

Text/Fotos: Michael Baudisch

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