Anwalt der Schwachen
Der frühere Präsident des Deutschen Caritasverbandes, der Dresdner Prälat Hellmut Puschmann, wird 85 - am 22. Juli
Dresden. Als Sechsjähriger hat er die Zerstörung seiner Heimatstadt Dresden und damals schon die Not vieler Menschen erlebt. Später ist er katholischer Priester geworden und hat sich ganz der kirchlichen Sozialarbeit gewidmet. Am 22. Juli wird der frühere Präsident des Deutschen Caritasverbandes und langjährige Vorsitzende des Caritasverbandes für das Bistum Dresden-Meißen, Prälat Hellmut Puschmann, 85 Jahre alt.
Wenn Hellmut Puschmann aus seinem Leben erzählt, kann es dauern. Zu zahlreich, zu verwoben, immer aber spannend sind seine Geschichten. Es ist der Blick auf Zeiten, die sich rasend verändert haben. Was geblieben ist, ist seine Liebe zur Caritas, vor allem zu den Menschen, die ihm begegnet sind, denen er manchmal helfen konnte und die ihn nicht vergessen haben. „Die Arbeit der Caritas macht die Liebe Gottes erfahrbar“, hat Hellmut Puschmann einmal gesagt. Davon ist er noch heute überzeugt.
Hellmut Puschmann ist in der früheren DDR aufgewachsen. Nach seiner Priesterweihe 1964 hat er sich schon als junger Geistlicher sozial engagiert. 1971 wurde er Caritasrektor in Berlin. Danach holte ihn Bischof Gerhard Schaffran als Caritasdirektor nach Dresden zurück (1973). Die kirchliche Sozialarbeit in der DDR passierte im Verborgenen, erinnert er sich. Besonders die Hilfe für Menschen mit Behinderungen habe der DDR-Staat der Kirche überlassen.
Gesamtdeutsche Verantwortung übernommen
1982 zog es Puschmann als Leiter der Zentralstelle des Deutschen Caritasverbandes wieder nach (Ost-)Berlin, was ihn noch enger mit der Politik in Berührung brachte. Bauvorhaben für soziale Einrichtungen waren ebenso ein Problem wie das Schicksal derer, die es in der DDR nicht mehr ausgehalten haben und ausreisen wollten. Zusammen mit dem Berliner Anwalt Wolfgang Vogel gelang es Puschmann, vielen Menschen zu helfen. „Es war eine Gratwanderung, die uns nicht immer gefallen hat“, sagt der Prälat rückblickend. „Uns ging es um die Menschen, die verzweifelt waren.“ Eine wichtige Aufgabe der Zentralstelle war auch die Aus- und Weiterbildung für den kirchlichen Nachwuchs in den sozialen Einrichtungen, besonders für die Kindergärten und Pflegeheime. Die kirchlichen Abschlüsse waren in der DDR nicht anerkannt.
Nach der Wiedervereinigung hat er als einer der ersten Ostdeutschen gesamtdeutsche Verantwortung übernommen und wurde Präsident des Deutschen Caritasverbandes (1991 bis 2003). Entscheidend in diesen Jahren war unter anderem der Aufbau der verbandlichen Caritas in den neuen Bundesländern. Zu Beginn seiner Amtszeit veröffentlichte die deutsche Caritas die erste „Armutsstudie“, die sich mit den besonderen Lebenslagen der Menschen im Land beschäftigte - eine Initiative seines Vorgängers, die heute nicht hoch genug eingeschätzt werden könne, wie Puschmann betont. „Damals ist auch die Politik aufgewacht. Die Bundesregierung veröffentlicht seitdem regelmäßig ihren Armuts- und Reichtumsbericht.“
Intern zeichnet Puschmann für das Leitbild der deutschen Caritas verantwortlich (1997). „Wir wollten uns vor allem als Anwalt für Menschen verstehen, die keine Lobby haben. Für Arbeitslose, Arme, Alte, Kranke.“ Ökonomische Zwänge sieht er heute manchmal mit Sorge. Bei allem Verständnis für wirtschaftliche Solidität dürfe die Caritas nicht vergessen, „ihre Stimme für die Menschen in der Gesellschaft zu erheben, die keine Stimme haben“.
Auch nach seiner Zeit als Präsident war Prälat Hellmut Puschmann aktiv. Von 2003 bis 2013 war er Vorsitzender des Caritasverbandes für das Bistum Dresden-Meißen und zugleich Diözesanpräses des Kolpingwerkes. Bis 2017 war er im Auftrag des Bischofs auch Mitglied der sächsischen Härtefallkommission. Noch immer hält er Gottesdienste für die Mitarbeitenden der Caritas und für die Gemeinden des Bistums und steht mit gutem Rat zur Seite, wenn er gebraucht wird.
Andreas Schuppert