Jahrhundertereignis in Crostwitz
Bischof Heinrich weihte den neuen Altar der Pfarrkirche Hl. Simon und Juda
Crostwitz. Die Pfarrkirche Hl. Simon und Juda ist vollbesetzt an diesem Samstagabend, dem 21. Oktober. In den Seitenschiffen wurden zusätzliche Bänke und Klappstühle aufgestellt. Rund 600 Menschen, von jung bis alt, sind gekommen, um bei diesem ersten Gottesdienst nach der weitgehenden Sanierung ihres Gotteshauses teilzunehmen. Und die Feierstimmung ist mit Händen greifbar. Viele Frauen tragen die traditionelle sorbische Tracht. Das Fernsehen hat ein Kamerateam geschickt. Auf der Empore gestalten Chor und Orgel mit Pauken und Trompeten – im wahrsten Sinne des Wortes – musikalisch den Gottesdienst mit. Auch Kinder und Jugendliche sind mit Gitarre und modernen Liedern zu erleben.
„Eine Altarweihe, das ist ein Jahrhundertereignis“, sagt Bischof Heinrich Timmerevers. Und mit Blick in die strahlenden Gesichter: „Sie freuen sich über das neue ‚Kleid‘ ihrer Kirche. Ich bin sicher, dass auch Gott sich mit uns freut in dieser Stunde. Immerhin ist dies ein Haus zur Ehre Gottes.“
Helle Wände, sandsteinfarben gestaltete Säulen
Als wenige Minuten vor Beginn des Gottesdienstes erstmals das Licht aufgedimmt wurde, ging ein anerkennendes Raunen durch die Bankreihen. Das Gotteshaus präsentiert sich in frischem Glanz: Das Kirchenschiff erhielt farblich hellere Wände und frisch gestaltete Säulen. Der bislang aus zwei Ebenen bestehende Altarraum verfügt jetzt stattdessen über eine einzige, große Ebene. Symbole am Chorgeländer erinnern an die zwölf Apostel. Mit dem Gottesdienst finden knapp ein Jahr dauernde, umfangreiche Innensanierungs- und Umbauarbeiten sowie die Reinigung von Kunstwerken ihren Abschluss. Zuvor waren seit 2019 bereits zunächst das Dach, anschließend beide Treppenturmhauben und die Fassade der Pfarrkirche saniert worden. Alles scheint nun vorbereitet für das 800-jährige Jubiläum des Gotteshauses in zwei Jahren.
In seiner Predigt erinnert der Bischof daran, dass ein Altar nach kirchlichen Vorschriften „fest und unverrückbar, aus kostbarem und unvergänglichem Material gefertigt“ sein soll. Der Altar und Ambo in Crostwitz wurden nach Plänen von Architekt Marko Dźisławk durch den Jeßnitzer Schmied Michael Kaczmar aus Stahl und im Frontbereich aus Messing gefertigt. „Gold in der Kirche weist immer auf Gott hin“, erläutert Bischof Heinrich die Farbgebung, die Faltung der an der Vorderseite stelle zudem einen Bezug zur Dreifaltigkeit her.
Eine Benno-Reliquie wird in den Altar eingelassen
Zweisprachig – Sorbisch und Deutsch – wird die Messe gefeiert. Der Bischof segnet vor der ersten Lesung den neuen Ambo. Als Reliquie, die in den Altar eingelassen wird, hat er als Geschenk für die Pfarrei eine Reliquie des Bistumspatrons St. Benno zum Gottesdienst mitgebracht. Dann folgt die feierliche Altarweihe. Der Bischof salbt den Altar mit Chrisam, entzündet Docht-Kreuze auf der Altarplatte, streut Weihrauch in die Flammen.
Regina Kraushaar, Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, überbringt die Grüße der Sächsischen Staatsregierung. Sie nennt die Zuwendung eines Förderbetrags aus dem Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR - sogenannte PMO-Mittel - zur Unterstützung der Kirchensanierung als bestens eingesetzt. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an Bestrebungen der SED-Diktatur, "Kirche auszulöschen", was etwa in der Sprengung der Paulinerkirche in Leipzig oder der Abtragung der im Krieg schwer beschädigten Sophienkirchen in Dresden sichtbaren Niederschlag gefunden habe.
Pfarrer Měrćin Deleńk dankt zum Ende der Messe allen Beteiligten für ihre Unterstützung zum Gelingen der Baumaßnahmen. Er erwähnt, dass eine Kirche den gegenwärtigen Nutzern immer nur zur Bewahrung anvertraut sei, jedoch die Zeiten überdauern solle. Im Anschluss an die Heilige Messe mit Altarweihe wurde zur Begegnung bei Abendessen, Gespräch und Tanz eingeladen. Am Sonntag folgten dann in der Pfarrei große Kirmes-Feierlichkeiten zum traditionellen Kirchweihfest.
Die komplette, aufwendige musikalische Gestaltung der Messfeier wurde von Mitgliedern der Pfarrei gestemmt: Der Kirchenchor Crostwitz wurde von Michael Ziesch geleitet, die Bläser der Pfarrei leitete Georg Jakubasch; es sang die Deutsche Kinderschola unter Leitung von Claudia Wirth und die Sorbische Kinderschola unter Leitung von Veronika Robel. Die Orgel spielte Simon Donath.
Text/Fotos: Michael Baudisch
Die Baumaßnahmen wurden ermöglicht mit Unterstützung durch: LEADER-Förderung, PMO-Mittel, Zuschüsse von Bistum und Bonifatiuswerk (beantragt), Eigenmittel der Pfarrei und Spenden.
Mehr zum Thema - hier klicken...
Zur Homepage der Pfarrei Crostwitz - hier klicken...